Norbert Blüm (CDU), ehemaliger Bundesarbeitsminister

Stichtag

21. Juli 1935 - Norbert Blüm wird geboren

"Ich bin heute ein freierer Mensch als damals", sagt Norbert Blüm über seine Karriere als CDU-Politiker. 2002 hat er sich aus dem Bundestag verabschiedet. "Allerdings, das ist der Nachteil, ich habe nicht mehr die gleichen Gestaltungsmöglichkeiten." Dennoch meldet sich Blüm weiterhin politisch zu Wort. Seine Themen sind unter anderem Gerechtigkeit, Solidarität und die "Raffgier des Finanzkapitalismus". In seinem 2014 erschienenen Buch "Einspruch! Wider die Willkür an deutschen Gerichten" wettert er gegen die deutsche Justiz: "Die Mittel der Politik reichen offenbar nicht aus, dass vor allem die sogenannten 'kleinen Leute' den Funken einer Chance besitzen, ihr Recht zu bekommen." Blüm setzt sich für seine Überzeugungen leidenschaftlich ein: "Ich kämpfe für die Ideen, die ich für richtig halte." Er habe sein Denken ja nicht verändert.

Geboren wird Blüm am 21. Juli 1935 als Sohn eines KfZ-Schlossers und Busfahrers im hessischen Rüsselsheim. Während des Zweiten Weltkriegs zieht die Familie 1943 vorübergehend in das Dorf Schafhausen bei Alzey in der Pfalz, um den Bombenangriffen zu entgehen. Mit 14 Jahren beginnt Blüm 1949 beim Autobauer Opel in Rüsselsheim eine Lehre als Werkzeugmacher. Im selben Jahr tritt er der IG Metall und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung bei. Acht Jahre lang arbeitet Blüm bei Opel, 58 Stunden die Woche. Nach dem Abendgymnasium studiert er Philosophie, Germanistik, Geschichte, Theologie und Soziologie in Köln und Bonn. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Kellner, Bauarbeiter und Lkw-Fahrer.

16 Jahre lang Bundesarbeitsminister

Blüm, der 1950 CDU-Mitglied wird, beginnt seine politische Karriere 1968 als Hauptgeschäftsführer der Sozialausschüsse der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Der "Herz-Jesu-Marxist", wie ihn Franz Josef Strauß (CSU) einmal nennt, ist ein Jahr später Mitglied im Bundesvorstand der CDU und zieht 1972 in den Bundestag ein. Im Juni 1981 wird er vom Regierenden Bürgermeister von Berlin, Richard von Weizsäcker (CDU), in dessen Senat berufen. Als im Oktober 1982 Helmut Kohl (CDU) Bundeskanzler wird, kehrt Blüm von Berlin nach Bonn zurück und wird Bundesarbeitsminister. Dieses Amt übt er 16 Jahre lang aus - bis zum Ende der Regierung Kohl.

Blüm ist gerne Minister, weil er viel gestalten kann: "Ich hatte großes Glück, in einer politisch entscheidenden Zeit Verantwortung zu haben." Die Kohl-Regierung habe die deutsche Wiedervereinigung gut gemeistert. Zu Blüms politischen Hinterlassenschaften gehört die Pflegeversicherung, die er gegen viele Widerstände durchsetzt. Mit seinem Namen wird sie allerdings kaum noch verbunden. Stattdessen verfolgt ihn bis heute ein Slogan aus dem Wahlkampf 1986, den Blüm medienwirksam an Litfasssäulen plakatiert hat: "Die Rente ist sicher."

Bruch mit Kohl nach CDU-Spendenaffäre

Parallel zu seinen Bonner Aufgaben ist Blüm auch in der NRW-CDU aktiv. Als er 1987 den Landesvorsitz übernimmt, gilt er als Hoffnungsträger des mitgliederstärksten CDU-Landesverbandes. Zwei Jahre später wird Blüm CDU-Spitzenkandidat und Herausforderer von Ministerpräsident Johannes Rau (SPD), kann sich aber bei der Wahl 1990 nicht durchsetzen. Nach der Niederlage der Unionsparteien bei der Bundestagswahl 1998 lehnt Blüm einen vorzeitigen Rücktritt vom Landesvorsitz ab, will für diese Funktion aber nicht noch einmal kandidieren.

Im Jahr 2000 kommt es zum Bruch mit Kohl. Als der ehemalige Kanzler sich in der CDU-Spendenaffäre weigert, die Namen der Geldgeber zu nennen, geht Blüm auf Distanz. Im Rückblick hält er Kohl nach wie vor für einen großen Staatsmann. "Aber es tut mir leid für ihn: Ich kann aus Freundschaft nicht sagen, zwei mal zwei sei fünf. Zwei mal zwei ist vier - und auch ein Bundeskanzler muss sich an das Gesetz halten."

Seinen Humor hat Blüm nicht verloren. 2007 steht er zusammen mit Schauspieler Peter Sodann und dem gemeinsamen Ost-West-Kabarettprogramm "Heimatabend" auf der Bühne. 2014 tritt er bei der ZDF-Satiresendung "Die Anstalt" auf - als Revolutionsführer im Kampf gegen die private Versicherungswirtschaft: "20 Jahre habe ich auf die Fresse bekommen wegen der Rente. Und jetzt schlage ich zurück."

Stand: 21.07.2015

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