Ingrid Bergman und Roberto Rossellini 1950 in Venedig

Stichtag

24. Mai 1950 - Ingrid Bergman und Roberto Rossellini heiraten

Als Ingrid Bergman im März 1949 in den USA die Koffer für Dreharbeiten in Europa packt, wundert sich ihr schwedischer Ehemann Petter Lindström, wie viel die Schauspielerin für die paar Wochen mitnimmt: Pelze, Schmuck, Fotoalben und Briefe. Zurück lässt Bergman ihren Ehemann und die kleine Tochter Pia, die sie so schnell nicht wiedersehen wird. Denn in Italien empfängt sie der Regisseur Roberto Rossellini herzlicher als es für ihre berufliche Zusammenarbeit nötig gewesen wäre. Wochenlang bereiten sich die beiden gemeinsam auf den Film "Stromboli" vor und beginnen eine leidenschaftliche Affäre.

Bei den folgenden Dreharbeiten sagt Bergman in einer Szene zu ihrem Filmpartner: "Seit drei Monaten, glaube ich, bin ich schwanger." Zu diesem Zeitpunkt erwartet Bergman tatsächlich ein Kind - von Roberto Rossellini. Ein nie da gewesener Skandal, der Amerika und Europa in Atem hält. Nicht irgendeine Ehefrau ist untreu geworden, sondern das Idol von Millionen ist gestürzt. Durch Filme wie "Casablanca", "Wem die Stunde schlägt" oder "Ich kämpfe um Dich" ist die Oscarpreisträgerin Bergman in den 40er Jahren eine der bestbezahltesten weiblichen Filmstars in Hollywood. Zugleich verkörpert sie das Reine und Moralische, gilt als vorbildliche Mutter und Ehefrau. Bisherige Liebschaften sind stets geheim geblieben.

Äffare unter dem Einfluss des Teufels

Der Ehebruch macht aus der einst so geliebten Schauspielerin eine Gefallene. Da sind sich Hollywood, der Vatikan, Frauenverbände und die konservative Klatschpresse einig: Bergman-Filme sollen fortan boykottiert werden. Selbst im US-Kongress ist die Affäre ein Thema: Für den Senator von Colorado steht Ingrid Bergman unter dem Einfluss des Bösen. "Aus der Asche von Ingrid Bergman wird ein besseres Hollywood erwachsen", ruft Senator Edwin C. Jackson vor den Abgeordneten aus.

Die Presse verfolgt jeden Schritt des Paares, nichts bleibt verborgen. Paparazzi belagern das Krankenhaus, als im Februar 1950 der gemeinsame Sohn Robertino geboren wird. Eine schwere Zeit für die Schauspielerin: "Wenn andere gleich uns in Glashäusern wohnen müssten, wo jedermann ihre schmutzige Wäsche sehen kann, dann würden sie aufhören, das Privatleben von Schauspielern und Schauspielerinnen zu durchschnüffeln", sagt Bergman später einmal. Nachdem sie und Rossellini die Scheidungen von ihren bisherigen Partnern durchgesetzt haben, heiraten sie am 24. Mai 1950 in Mexiko. Zwei Jahre später werden sie erneut Eltern der Zwillinge Isabella und Isotta. Aus dem Skandalpaar wird eine Familie.

Das Ende einer großen Liebe

Doch die idyllische Fassade bröckelt bald: Bergman und Rossellini drehen fünf gemeinsame Filme, die alle floppen. Rossellini mit seinem südländischen Temperament und seiner Eifersucht will nicht, dass die Schauspielerin mit anderen Regisseuren außer ihm zusammenarbeitet. Der aufwendige Lebensstil des Italieners macht es schließlich nötig, dass seine Ehefrau wieder Filmangebote annimmt. Nur schwer erträgt Rossellini, dass Bergman ohne ihn sofort wieder von aller Welt gefeiert wird. "Roberto war ein genialer Regisseur. Es war nicht so einfach, mit ihm als Mensch und Mann zusammenzuleben", beschreibt die Schauspielerin die gemeinsamen Jahre. Auch, weil er sich wohl weiter mit anderen Frauen amüsiert.

Schließlich flüchtet der Regisseur flüchtet nach Indien, um dort einen Fernsehfilm zu drehen. Er beginnt eine Affäre mit einer indischen Schauspielerin. Bergman kehrt dagegen nach Hollywood zurück und dreht den Film "Anastasia". Amerika hat ihr verziehen, sie erhält 1957 ihren zweiten Oscar. Ein Jahr später folgt die Scheidung von Rossellini, dem Mann, für den sie einst ihre Karriere aufs Spiel setzte. Ihre Tochter Isotta erinnert sich: "Sie sind immer gute Freunde geblieben. Das ist wichtig, denn sie haben sich sehr geliebt."

Auch der US-Kongress zeigt sich versöhnlich und würdigt Bergman 1972 in einer Ehrenerklärung als "eine der bestaussehendsten, graziösesten und talentiertesten Frauen der Welt". Sie sei an dieser Stelle vor 22 Jahren zum Opfer eines bitteren Angriffs gemacht worden. Bergman überrascht die parlamentarische Entschuldigung und sie räumt ein, dass sie die damalige Verbannung tief getroffen hat. "Die Worte waren so hart, dass ich sie nicht vergessen konnte."

Stand: 24.05.2015

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