
Elfjähriger Lippstädter wird Deutschlands jüngster Schach-Nationalspieler
Stand: 10.03.2023, 12:18 Uhr
Hussain Besou ist gerade einmal elf Jahre und sieben Monate alt. Doch in der Welt des Schachsports ist der in Lippstadt lebende Flüchtlingsjunge schon jetzt ein ganz Großer. Denn Besou steht vor seinem Debüt in der deutschen Nationalmannschaft.
Von Cora Lanzerath
"Er wird im April beim Mitropa-Cup in Kroatien zum Einsatz kommen", bestätigte Paul Meyer-Dunker, Sprecher des Deutschen Schachbundes, am Freitag dem WDR. Damit wäre Besou der jüngste deutsche Nationalspieler in der Verbandsgeschichte.
Diesen Rekord hält bislang Vincent Keymer, der bei seinem ersten DSB-Einsatz zwölf Jahre und zehn Monate alt war. Und auch Matthias Blübaum, der Europameister des vergangenen Jahres, war knapp zwei Jahre älter, als er 2011 zum ersten Mal nominiert wurde.
Vom Flüchtlingskind zum Schach-Nationalspieler
Besou kam mit fünf Jahren als syrischer Flüchtling nach Deutschland. Schon damals liebte er Schach, spielte stundenlang am Laptop. Nachwuchsbundestrainer Bernd Vökler erinnert sich noch gut an seine erste Begegnung mit dem Jungen - damals war Besou sieben Jahre alt. "Bei der Junioren-EM in Riga ist Hussain mir sofort aufgefallen", erzählt Vökler dem WDR. "Er hatte noch keinerlei Technik, konnte aber blitzschnell rechnen."

Seitdem ist viel passiert im Leben des Lippstädter Schülers. Mit neun Jahren wurde er erstmals Deutscher Meister, gewann bei den vergangenen Jugend-Weltmeisterschaften die Bronzemedaille. Besou habe zuletzt nochmal "einen großen Sprung" gemacht, lobte Vökler seinen Schützling, der in der aktuellen Weltrangliste der U12 den zweiten Platz belegt.
Besou hat große Ziele
Sollte nichts unvorhergesehenes passieren, wird Besou nun im April in Kroatien beim Mitropa-Cup mitspielen. Bei dem traditionsreichen Turnier treten seit mehr als vier Jahrzehnten jährlich zehn Nationen gegeneinander an. Zwar wollte Vökler nicht verschweigen, dass in diesem Jahr Terminkollisionen dafür sorgen, dass Deutschland nicht in Bestbesetzung anreisen kann, seine Chance in der Nationalmannschaft habe sich Besou aber ungeachtet dessen verdient.
Der ehrgeizige Junge hat sich für sein Debüt gleich große Ziele gesteckt. Er möchte durch ein gutes Abschneiden bei dem Turnier die Norm zum "Internationalen Meister" - eine Zwischenstufe auf dem Weg zum angestrebten Großmeistertitel - erfüllen. Vökler würde das natürlich freuen, wäre aber auch schon mit kleineren Erfolgen zufrieden: "Ich wünsche mir, dass er stabil seine Leistung spielt und die ein oder andere Partie gewinnt."
Unabhängig vom Abschneiden ist sich Vökler jedoch sicher: Hussain Besou wird in den nächsten Jahren noch einige im Weltschach alt aussehen lassen.
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