CHIO in Aachen

Vielseitigkeits-Pferd wird nach Unfall eingeschläfert

Stand: 03.07.2022, 11:37 Uhr

Der Geländeritt der Vielseitigkeit beim CHIO in Aachen ist von einem folgenschweren Unfall überschattet worden. Das Pferd Allstar von Weltmeisterin Rosalind Canter wird eingeschläfert.

Allstar hatte am Samstag (02.07.2022) nach einem verweigerten Sprung das linke Vorderbein nicht mehr aufgesetzt. Einen Sturz hatte es nicht gegeben, möglicherweise war der 17-jährige Allstar mit dem Bein gegen ein Hindernis geprallt.

CHIO-Turnierdirektor Frank Kemperman überbrachte im WDR-Interview schlechte Nachrichten. "In der Klinik musste leider festgestellt werden, dass die Verletzung nicht mehr zu operieren war. Die Besitzer haben entschieden, dass das Pferd euthanasiert wird. Das ist natürlich eine ganz schlechte Nachricht."

Offener Bruch am Krongelenk

Allstar habe einen "irreparablen Schaden am Krongelenk" erlitten, teilte der CHIO auf Sportschau-Anfrage mit. Laut Süddeutscher Zeitung sprach CHIO-Chefveterinär Friedrich Wilhelm Hanbücken von einem offenen Bruch.

Das Krongelenk ist das Gelenk direkt über den Hufen der Pferde. Die Entscheidung zum Einschläfern hätten die Besitzer auf Anraten der Tierärzte getroffen.

Beinbrüche sind häufige Verletzungen bei Pferden mit oft dramatischen Folgen. Wenn keine konservative Behandlung infrage kommt, können bei einfachen Brüchen Operationen helfen.

Reitsport in der Krise

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Danach braucht es oft Hilfsmittel wie Aufhängungen, denn als Fluchttiere neigen Pferde nach dem Aufwachen aus der Narkose dazu, die Beine direkt wieder zu belasten. Die lange Ruhezeit bedeutet zusätzlichen Stress für die Tiere. Sportpferde können nach einem Beinbruch in der Regel nicht mehr im Wettkampf eingesetzt werden.

Canter: "Viele, viele Menschen werden ihn nie vergessen"

Die 36 Jahre alte Britin Canter reagierte in einer Mitteilung des Veranstalters mit emotionalen Worten. "Es gibt nichts, was die Liebe und den Respekt ausdrücken könnte, die ich für Alby empfinde. Er war so ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens und meiner Karriere, viele, viele Menschen werden ihn nie vergessen."

Mit Allstar hatte Canter bei der WM 2018 in Tryon Gold mit der Mannschaft und im Einzel gewonnen.

Todesfall auch bei Olympia

Der Geländeritt der Vielseitigkeitsreiter steht wegen schwerwiegender Vorfälle immer wieder in der Kritik. Auch bei den Olympischen Spielen in Tokio musste Anfang August 2021 ein Pferd eingeschläfert werden.

Der 14 Jahre alte Wallach Jet Set des Schweizers Robin Gondel hatte sich an einem Wasserhindernis einen irreparablen Bänderriss über dem Huf zugezogen.

Werths Pferd mit Blut am Maul

Ein zweiter Zwischenfall am Samstag in der Dressur in Aachen. Mitten in ihrem Vortrag im Grand Prix Special beim CHIO in Aachen wurde Isabell Werth am Samstag von den Richtern abgeläutet. Am Maul ihres zwölfjährigen Hengstes Quantaz war Blut zu sehen. Dem Regelwerk entsprechend musste Werth ihren Ritt abbrechen und wurde disqualifiziert.

Die Ursache war wohl harmlos, aber folgenreich: Quantaz habe sich auf die Zunge gebissen, sagte Werth. "Shit happens. Wenn man nicht alles erlebt hat, war man nicht lange genug dabei. Nun habe ich diese Erfahrung gemacht", meinte die 52-Jährige aus Rheinberg. "Es war das erste Mal und hoffentlich das letzte Mal." Durch die Disqualifikation vergab die deutsche Equipe die Siegchance in der Nationenwertung. Diesen sicherte sich Dänemark mit Cathrine Dufour an der Spitze.

Quelle: red