Hindernisse überwinden - das galt und gilt für Langstreckenläuferin Lea Meyer nicht nur sportlich. Über die 3.000 Meter hat die Hürdenläuferin bei der Leichtathletik-EM in München mit Silber den größten sportlichen Erfolg ihrer Karriere gefeiert. Und dazu einen persönlichen über die privaten Hürden ihrer Laufbahn.
Als Jugendliche fast aufgehört
"Ich habe überhaupt nicht mit einer Medaille gerechnet", sagte in der Lokalzeit Köln am Montag. Meyer war schon am Rand des Karriereendes. Früh wurde sie hochgelobt, startete im Jugendbereich komplett durch. Als 15-Jährige wurde sie deutsche Meisterin bei den unter 18-Jährigen. Ein Jahr später folgte eine Medaille bei der U20-EM mit gerade einmal 16 Jahren. Die gebürtige Niedersächsin wechselte danach ins Sportinternat nach Hannover, wo sie den Spaß am Sport verliert.
Meyer galt als großes Talent - und zerbrach letztlich fast am Druck. "Sogar mein Abitur war in Gefahr", erzählte sie einmal im Interview. Ähnlich wie schon Kollegin Rebekka Haase nach Olympia von Burn-Out betroffen war, schlug das Syndrom damals in jungen Jahren bei Meyer zu. Monatelang lief sie als Jugendliche kaum einen Meter.
Meyer gedenkt verstorbenen Trainer
Ihre Eltern bauten die heute 24-Jährige wieder auf. Außerdem brachte ein Wechsel der Trainingsgruppe ihre Karriere wieder ins Rollen und ein Mann, der ihren Erfolg in München nicht mehr miterleben konnte: Henning von Papen. Der langjährige DLV-Trainer nahm Meyer in seine Kölner Trainingsgruppe auf. Nebenbei fing sie an, auf Lehramt zu studieren. Es war der Anfang der sportlichen Wiederaufstehung. "Er hat mich zum Laufen zurückgebracht", sagte Meyer. Sie qualifizierte sich für Olympia in Tokio und war zurück auf der großen Bühne.
Doch dann kam das Jahr 2022 und legte der Läuferin wieder Steine in den Weg: Anfang Januar starb ihr Trainer von Papen an einer langjährigen Krebserkrankung. Im Moment ihres Triumphes von München dachte sie vor allem an ihn: "Ich hab mir gesagt vor dem Finale: Henning, das Rennen ist für dich." Im Interview nach der Medaille rollten Tränen über ihr Gesicht, als sie auf von Papen angesprochen wurde.
WM-Sturz und Corona vor München
Doch von Papens Tod war nicht das einzige Hindernis vor der EM. Ein sportliches, der berühmte Wassergraben, ließ sie bei der Leichtathletik-WM in Eugene zum Symbol des schwachen Abschneidens der deutschen Mannschaft werden. Sie stürzte und kämpfte sich klitschnass durch das Rennen. Damit nicht genug: Kurz nach der WM fing sie sich zudem das Coronavirus ein. Die Krankheit, die sowieso schon gefährlich ist, wirkt sich bei Langstreckenläuferinnen noch mehr aus. "Die letzten Wochen waren sicher nicht die Leichtesten", berichtete sie.
"Das hat alles an mir genagt", gab sie Einblick in die Wochen vor dem Wettbewerb in München. Am Ende hat Meyer sich durchgekämpft, gegen all diese Hindernisse. Bis zur Europameisterschaft. Bis zum Podium. Und bis zu einem Lauf, wo sie ihre persönliche Bestleistung um mehr als zehn Sekunden unterboten hat. Es ist die Krönung des Willens und des Kampfes gegen alle Probleme.