Philipp Waßenberg, Para-Leichtathlet vom TSV Bayer 04 Leverkusen

Philipp Waßenberg beim Para Heimspiel Leverkusen: Ende einer langen Leidenszeit

Stand: 01.07.2022, 11:48 Uhr

Philipp Waßenberg vom TSV Bayer 04 Leverkusen galt als eines der Top-Talente in der Para-Leichtathletik, bis ihn Probleme mit seinem Stumpf zu einer fünfjährigen Pause zwangen. Beim Para Heimspiel in Leverkusen will er nun an alte Erfolge anknüpfen.

Er galt eines der Top-Talente der Para-Leichtathletik: Philipp Waßenberg vom TSV Bayer 04 Leverkusen wurde 2013 Junioren-Weltmeister im 100-Meter-Sprint. 2015 wiederholte er diesen Erfolg und gewann zudem auch die Titel über 200-Meter und im Weitsprung. Im gleichen Jahr sprang er bei seiner ersten Senioren-WM in Doha auf Rang fünf.

Das Ziel war damals klar: die Paralympischen Spiele in Rio den Janeiro. Doch dann bekam Waßenberg, dessen rechtes Bein im Alter von acht Jahren infolge einer Krebserkrankung amputiert werden musste, plötzlich Probleme mit seinem Stumpf. "Der Stumpf ist angeschwollen, wurde abgedrückt, hat sich blau und lila gefärbt“, so der gebürtige Bonner. "Selbst im Alltag war ich eingeschränkt. Früher war es kein Problem, die Prothese den ganzen Tag von 7 bis 23 Uhr zu tragen. Das ging nicht mehr. Ich konnte die Prothese nur noch unter Schmerzen tragen und natürlich auch keinen Sport mehr machen."

Paralympics-Aus "ziemlich heftig"

Ein Jahr lang versuchten Waßenberg und sein Orthopädietechnik-Mechaniker eine Lösung zu finden - ohne Erfolg. Der Traum von den Paralympischen Spielen war ausgeträumt. "Das war ziemlich heftig für mich. Ich wollte 2016 bewusst alles von mir fernhalten und hätte für mein Leben gerne alles von den Paralympics angeschaut. Aber ich konnte nicht. Es hat mich fertig gemacht", sagte der heute 24-Jährige.

Waßenberg probierte es mit Sitzvolleyball, weil er dort keine Prothese tragen musste. "Ich war auch schnell im Team und durfte zu Lehrgängen von der Nationalmannschaft. Aber direkt wieder Wettkampf, Wettkampf, Wettkampf – das war mir zu viel. Ich wollte das nur machen, um mich fit zu halten und die Leidenschaft galt nach wie vor der Leichtathletik."

Also suchten Waßenberg und Orthopädietechnik-Mechaniker Peter Ferger, der gleichzeitig auch Techniker der Para-Leichtathletik-Nationalmannschaft ist, nach einer Lösung. "Peter hat immer gesagt: Komm, Philipp, wir schnallen die Sportprothese drunter. Und ich habe immer gesagt: Wir müssen ruhig machen und auf den Stumpf achten. Dann hatten wir einen neuen Schaft und uns war klar: Wenn das funktioniert, machen wir sie drunter."

Comeback nach fünf Jahren Pause

Im September 2021 war es soweit: Waßenberg betrat fünf Jahre nach seinem eigentlichen Aus wieder eine Tartanbahn. "Das war bei einem Talenttag in Koblenz und ich dachte: Oh weia, vor den Kids mit der Sportprothese laufen. Anfangs war es ein bisschen wacklig, aber nach zehn Minuten war es krass. Vom Gefühl her hatte ich es nicht verlernt, auch wenn es aufwendiger und langsamer war und ich eine Woche Muskelkater hatte. Doch ich war zurück.“

Im Februar absolvierte Waßenberg dann auch wieder seinen ersten Wettkampf. In Leverkusen sprang er in der Halle - ohne spezifisches Training - auf 4,65 Meter. "Für fünf Jahre nahezu ohne Sport war das echt cool und von Training zu Training wurde es immer besser", sagte Waßenberg. Wenig später sprang er in Rhede schon auf 5,69 Meter und damit auch in die Nähe seiner persönlichen Bestleistung von 5,84 Metern.

Start beim Para Heimspiel Leverkusen

Die hatte er 2015 beim Integrativen Sportfest in Leverkusen erreicht. Mittlerweile heißt dieses Sportfest Para Heimspiel Leverkusen. Mehr als 20 paralympische Medaillengewinner:innen und paralympische Athlet:innen gehen an diesem Freitag und Samstag im Manforter Stadion an den Start. Für die Para-Athleten ist dieses Sportfest gleichzeit Saison-Höhepunkt und -Abschluss.

Und auch Waßenberg ist am Freitag am Start. Ginge es nach ihm, soll es dort, auf seiner Trainingsanlage, gerne über die 5,84 Meter hinausgehen. "Im Training haben wir auch Weiten, die über Bestleistungen gehen und das Niveau sieht gut aus. Ich bringe jetzt immer stabil 5,50 Meter in die Grube, das war früher nicht so, da waren die 5,84 Meter eher eine Ausnahme. Das Jahr jetzt ist ohnehin eher zum Aufbau gedacht, mal gucken, wie es dann nächstes Jahr nach dem Winter aussieht."

Ein klares Ziel hat Waßenberg vor Augen: "Ich möchte im nächsten Schritt sechs Meter springen und dann bei der WM in Paris im kommenden Jahr dabei sein. Dabei will ich es auch erstmal belassen. Vor drei Monaten hätte ich nicht ansatzweise gedacht, dass ich in solche Gegenden komme. Daher bin ich mit der Entwicklung sehr zufrieden."

Quelle: lt