Kurt Bendlin liegt nach dem 400-Meter-Lauf bei den Olympischen Spielen im Mexiko 1968 mit einem Kreislaufkollaps auf dem Boden.

"Ich habe es übertrieben": Zehnkampf-Held Bendlin wird 80

Stand: 22.05.2023, 08:00 Uhr

Vor 56 Jahren brach Kurt Bendlin den Weltrekord im Zehnkampf, vor zwei Jahren kämpfte der einstige Sportheld mit dem Tod. Am Montag ist der frühere Ausnahme-Leichtathlet 80 Jahre alt geworden.

Er wollte bloß schauen, ob die Erdbeeren bereits "richtig rot" geworden waren, berichtet Kurt Bendlin. Da lag der Sportheld von einst plötzlich auf einem Acker in Paderborn und konnte sich nicht mehr aufrappeln. Ein Schlaganfall und Herzinfarkt kosteten den früheren Zehnkampf-Weltrekordler vor zwei Jahren beinahe das Leben.

"Ich habe es übertrieben", sagt er heute über die damalige Gartenarbeit und kann sogar ein wenig über seinen schweren Schicksalsschlag lachen. Wenn der Olympia-Dritte von 1968 am Montag seinen 80. Geburtstag im kleinen Kreis mit seiner Familie feiert, verspürt er in erster Linie Dankbarkeit: "Ich freue mich sehr, dass ich es geschafft habe, so alt zu werden."

Nur noch kleine Bäume ausreißen

Mittlerweile hat sich Kurt Bendlin erholt und ist wieder in Bewegung. Natürlich. Er trainierte schon immer viel, manchmal auch zu viel. Aber sein Fleiß war auch sein Erfolgsrezept.

Seine Reha beendete er 2021 eigenverantwortlich wegen "Unterforderung", schildert er im Gespräch mit dem SID: "Mir geht es ganz gut, diese absolute Dynamik ist nicht mehr da und die wird auch nicht wiederkommen." Aber schließlich wolle er ja "keine großen Bäume mehr ausreißen, sondern nur kleine".

"König der Athleten" nach Weltrekord

Seine sportlichen Höchstleistungen liegen mittlerweile mehr als 50 Jahre zurück. Am 14. Mai 1967 krönte Kurt Bendlin seine Karriere mit dem Aufstieg zum "König der Athleten". Nach den 8.319 Punkten von Heidelberg empfand er "eine Mischung aus überschäumender Freude und tiefer Einsamkeit. Ich war an einem Punkt angelangt, an dem vorher noch kein Mensch war."

Olympia-Gold ein Jahr später schien die logische Konsequenz, doch der Körper streikte unter den brutalen Belastungen: "Einige stempelten mich zum Versager, weil ich 1968 in Mexiko nur Bronze gewann. Für mich war das mein größter Sieg, denn nach einem Muskelfaserriss war ich sechs Wochen fast völlig ohne Training gewesen."

Training unter großen Schmerzen

Es blieb die einzige Medaille in der Karriere von Kurt Bendlin, der immer dann verletzt ausfiel, wenn Großes bevorstand. Auch 1972 vor Olympia in München. "Ich wusste, dass die Achillessehne reißen würde, aber ich habe trainiert, bis die Schmerzen übermächtig wurden", beschrieb er vor einigen Jahren die Story, die damals in Holzwickede mit einem lauten Knall endete.

Insgesamt zwölf Mal wurde er operiert. Comebackversuche gipfelten 1970 in einem Fünfkampf-Europarekord, 1971 in einer Jahres-Weltbestleistung. 1976 nahm er einen letzten Anlauf auf Olympia, scheiterte aber mit 7.946 Punkten.

Heute noch tägliches Training

Heute ist ihm der Sport noch immer ein großes Anliegen, vor allem die Vermittlung an sozial benachteiligte Kinder oder trauernde Menschen. Er selbst trainiert täglich mit kleinen Gewichten. Kurt Bendlin kann nicht anders, als sich aktiv zu halten. Überdrehen will er aber nicht. "Meine Familie", sagt er, "passt auf mich auf".

Quelle: sid