Panorama-Ansicht der Gigaset-Arena am Hünting in Bocholt im August 2022

Verschärfte Anforderungen für die Klubs in der Regionalliga West

Stand: 14.03.2023, 10:32 Uhr

Der Westdeutsche Fußballverband verschärft die Anforderungen für die neue Saison in der Regionalliga West. Vor allem kleinere Klubs stellt das vor große Probleme.

Von Jens Mickler

Die Regionalliga West, die vierthöchste Spielklasse im deutschen Fußball, soll professionieller werden. Deshalb hat der Westdeutsche Fußballverband, der für diese Spielklasse zuständig ist, Anfang des Jahres neue Richtlinien aufgestellt und die Klubs aufgefordert, infrastrukturelle Anpassungen vorzunehmen, wenn sie die Lizenz für die Spielzeit 2023/24 erhalten wollen.

Vom Status her befindet sich die Regionalliga in Deutschland in einer Grauzone. Sie ist keine reine Profiliga wie die 3. Liga, aber auch keine Amateurliga. Beispielsweise haben die Spieler Verträge, die ihnen Honorare bis zu einer bestimmten Grenze zusichern.

Große Klubs ohne große Probleme

Während große Klubs der Liga wie Preußen Münster und Alemannia Aachen keine Probleme mit den Anforderungen haben, sieht es bei kleineren Klubs anders aus. Und die Zeit drängt: Bis zum 31. März müssen die Lizensierungsunterlagen für die kommende Spielzeit eingereicht werden und damit auch die Anforderungen erfüllt sein.

Die Anforderungen des WDFV im Überblick

Asphaltierter Gästebereich: Die Tribünenbereiche im Stadionrund müssen komplett befestigt, also asphaltiert, sein. Es sind künftig keine Rasenflächen oder Wälle im Stehplatzbereich, im Volksmund auch "Promillehügel" genannt, erlaubt. Der Boden ist künftig also zu befestigen und der Stehplatzbereich stufenartig anzulegen.

Garantierte Sitzplätze: Die Vereine müssen 150 statt bisher nur 100 Sitzplätze im Stadion garantieren. Ein Kriterium, das aktuell alle Regionalliga-West-Klubs erfüllen

Ausweichstadion: Es wird kein Ausweichstadion mehr akzeptiert. Kurzum: Wer seine Heimspielstätte nicht regionalliga-tauglich macht, erhält keine Lizenz. Somit muss jedes Stadion mit entsprechender Flutlichtstruktur ausgestattet sein.

Verbesserte Medienarbeitsplätze: Der Verband fordert in Zukunft eine stabile Internetverbindung, einen überdachten Arbeitsbereich für die Pressevertreter und eine klare Sicht - ohne jegliche Pfeiler - für eventuelle TV-Übertragungen.

Baumaßnahmen in Bocholt auf Hochtouren

Bei vielen Klubs laufen daher derzeit die Baumaßnahmen auf Hochtouren. So beim 1. FC Bocholt, der das legendäre Stadion "Am Hünting" aufpeppen muss. Im östlichen Bereich des Stadions entsteht derzeit über die komplette Länge der Gegengeraden eine vierstufige Stehplatzanlage, die 1.100 Zuschauern Platz bietet.

Die Bocholter hoffen, dass die Sanierung zum Münsterlandderby am 25. März gegen Aufstiegsanwärter Preußen Münster abgeschlossen ist.

Auch bei Bocholts Mitaufsteiger 1. FC Düren müsste der komplette Stehplatzbereich rund um das Spielfeld neu gestaltet werden. Laut FCD-Präsident Wolfgang Spelthahn ist die Situation "belastend", da sein Klub noch gar nicht wisse, in welche Liga kommenden Saison gespielt wird.

"Wir haben einen Architekten beauftragt, der uns ausrechnen soll, was uns der Spaß kostet und ob wir die Voraussetzungen auf der Westkampfbahn überhaupt erfüllen", sagte Spelthahn der Aachener Zeitung.

Wattenscheid 09 profitiert von Leichtathletik

Umgebaut wird auch das ebenfalls legendäre Lohrheide-Stadion der SG Wattenscheid 09, allerdings in erster Linie für Spitzenleichtathletik. So wird Wattenscheid Austragungsort der Universiade 2025. Noch ist unklar, wie in der Zeit der Umbauphase Fußball gespielt werden kann.

Das Lohrheidestadion in Wattenscheid

Das Lohrheidestadion in Wattenscheid

"Es wird eventuell Situationen geben, wo wir eine Ausnahmegenehmigung für einzelne Spiele brauchen, da zum Beispiel Presseplätze nicht verfügbar sind. Wir befürchten in erster Linie einen organisatorischen Aufwand, Kosten erst einmal keine", sagte 09-Pressesprecher Björn Biberich dem Borkener Volksblatt.

SV Lippstadt reagierte frühzeitig

Anders sieht es beim SV Lippstadt 2019 aus, der eine behördliche Auflage bezüglich der Zuschauerkapazität erhalten hatte, die nicht mit den Regionalliga-Anforderungen vereinbar war.

So wurde das Stadion zuletzt unter enormem finanziellen Aufwand aus- beziehungsweise umgebaut. Seit Ende Januar kann wieder ohne Einschränkungen in der Liebelt-Arena gespielt werden.

SV Straelen: In der Oberliga gemütlich machen

Beim SV Straelen, abgeschlagenes Schlusslicht der Liga, will man sich den Stress mit dem Umbau nicht mehr antun. "Unter meinem Vorsitz gibt es die Regionalliga beim SV Straelen nicht mehr. Wir machen es uns dann in der Oberliga Niederrhein als gut geführter Verein gemütlich", sagte Klubboss Hermann Tecklenburg dem Magazin Reviersport.

Aufwand und Ertrag stünden für den SV Straelen in der Regionalliga in keinem Verhältnis. "Wir haben im Oktober 2022 gegen Alemannia Aachen 600 Gäste-Fans begrüßt. Wir mussten 5.400 Euro für Sicherheitsmaßnahmen investieren. Wissen Sie, wie hoch die Spieltagseinnahmen waren? 5.300 Euro! Was ist das denn nur für ein Geschäftsmodell?", so Tecklenburg.

Die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Regionalliga West seien für Vereine wie den SV Straelen auf Dauer einfach finanziell nicht mehr zu stemmen.