RWE gegen RWO - das letzte Puzzleteil im Pott

Stand: 31.05.2023, 13:46 Uhr

Das Finale um den Niederrheinpokal zwischen Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen beschließt das Derby-Jahr im Ruhrpott-Fußball. Beide Trainer hoffen auf das komplettierende Puzzlestück nach einer langen Saison.

Von Julian Tilders

Man kann dem Ruhrpott-Fußball nicht attestieren, es sei diese Saison ruhiger als sonst gewesen. Dortmund, Schalke und Bochum bekämpften sich, auch Rot-Weiss Essen und der MSV Duisburg. Derbys waren keine Mangelware. Dennoch hat ein Puzzleteil des Revierfußballs gefehlt: das Duell zwischen Drittliga-Aufsteiger Rot-Weiss Essen und Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen.

Doch im Niederrheinpokal-Endspiel am Finaltag der Amateure (Samstag, 16.15 Uhr, live im Ersten und bei sportschau.de) komplettiert dieses Derby doch noch das Fußball-Jahr im Pott.

Dabrowski: Finale gegen RWO "löst natürlich Emotionen aus"

Eine für Fans elektrisierende Paarung zweier Traditionsklubs, die sich jahrelang in der 4. Liga duellierten - und das in einem Finale, in dem es um eine Trophäe und den Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals geht. "Wenn du da einen motivieren musst, ist er fehl am Platze", unterstreicht RWO-Trainer Mike Terranova im WDR-Gespräch vorab.

Mike Terranova - "Ich will natürlich den zweiten Pokal holen" Sport 31.05.2023 00:35 Min. Verfügbar bis 31.05.2024 WDR

Sein Gegenüber, RWE-Coach Christoph Dabrowski, schließt sich an: "Wir sind heiß, dem Klassenerhalt mit dem Pokalsieg noch einen draufzusetzen. In mir löst das natürlich auch Emotionen aus. Das ist das, was man liebt, als Trainer und als Spieler. Auch, wenn es manchmal wehtun kann."

Coup gegen Essen gelang Oberhausen zuletzt 2018

Weh tat es RWE, Rekord-Niederrheinpokalsieger mit neun Titeln, zuletzt im Jahr 2018. Auch damals hieß der Finalgegner RWO. Terranova, damals bereits Trainer der "Kleeblätter", erinnert sich an den 2:1-Erfolg: "Wir sind eigentlich nicht gut reingekommen, hatten auch Spielglück, dass Essen seine Chancen nicht genutzt hat."

Damals spielten beide in der Regionalliga West, RWO hatte die Saison als Vizemeister beendet, RWE nur als Achter. Mit dem RWE-Aufstieg hat sich die Gemengelage verändert, Essen ist nun der Favorit. Terranova, der dem Team von Dabrowski "eine unfassbare Qualität mit richtig guter Geschwindigkeit" attestiert, verfolgte Essens Jahr: "Man guckt schon rüber. Ich habe Freunde im Verein."

Einer dieser Freunde, der einstige RWO-Sportchef Jörn Nowak, ist allerdings nicht mehr da. Der RWE-Sportdirektor musste Mitte April gehen, das Duo Marcus Steegmann und Christian Flüthmann übernahm. Es war eben "eine Saison mit Höhen und Tiefen" (Dabrowski), auch abseits des Platzes.

Dabrowski will Klassenerhalt krönen, Terranova die Trainerkarriere

Ungemütlich an der Hafenstraße wurde es zwischenzeitlich auch für Dabrowski. Ein Teil der Fans forderte seine Entlassung. Der 44-jährige Ex-Profi weiß, damit umzugehen: "Bei einem großen Traditionsverein ist es immer mal wild, weil die Emotionen in die ein oder andere Richtung hochkochen. So ist es gekommen."

Die Wege der Kontrahenten ins NR-Pokalfinale
RundeGegner Rot-Weiss EssenGegner Rot-Weiß Oberhausen
1. RundeSV Burgaltendorf (A), 5:0MTV Union Hamborn (H), 13:0
2. Runde1. FC Wülfrath (A), 9:0MSV Duisburg (H), 2:1
AchtelfinaleETB SW Essen (A), 7:5 n.E.KFC Uerdingen (A), 4:2 n.E.
ViertelfinaleWuppertaler SV (A), 1:0ASV Mettmann (H), 6:0
Halbfinale1. FC Bocholt (A), 6:5 n.E.Germania Ratingen 04/19 (H), 3:1

Die kritischen Phasen hätte sein Team aber gut gemeistert. "Ich gebe zu, das hat Kraft und Energie gekostet. Aber jetzt versuchen wir, mit dem Pokalsieg ein Highlight draufzusetzen und dann können wir in den wohlverdienten Urlaub."

Auch für Terranova wäre der Pokalsieg neben der Geldspritze durch den DFB-Pokal-Einzug für den Klub auf persönlicher Ebene ein komplettierendes Puzzleteil. Denn er macht nach über 250 Pflichtspielen als Cheftrainer den Weg frei für einen Neuanfang, wird Leiter des Jugendbereichs.

Der 46-Jährige verdeutlicht: "Ich will zum zweiten Mal den Pokal mit RWO holen. Da würde ich schon ein Stück weit Geschichte schreiben. Dann würde sich der Abgang besser anfühlen. Das würde ich gerne den Fans nochmal schenken."