Sportdirektor Simon Rolfes (r) tröstet Nadiem Amiri (l)

Leverkusen wütend über Zeitspiel: "Schiedsrichter lässt sich verarschen"

Stand: 19.05.2023, 09:22 Uhr

Am Tag nach dem Ausscheiden in der Europa League hadert Bayer Leverkusen vor allem mit der "ekelhaften" Spielweise der AS Rom.

Knapp 100 Minuten waren gespielt als Schiedsrichter Slavko Vincic aus Slowenien die Partie zwischen Bayer Leverkusen und AS Rom beim Stand von 0:0 abpfiff. Nach dem 0:1 im Hinspiel bedeutete das Remis gleichzeitig das Aus für Bayer in der Europa League.

Der Traum vom ersten europäischen Endspiel seit 21 Jahren war für den Fußball-Bundesligisten trotz großer Mühen geplatzt. 

Leverkusen hadert mit Roms Spielweise

Florian Wirtz (Mitte) ist entsetzt über die Schiedsrichterentscheidung

Thema Nummer Eins nach Spielende war die aufreizende und provokante Art der Gäste, über Schauspiel-Einlagen bei vermeintlichen Verletzungen Zeit zu schinden. Schiedsrichter Vincic hatte acht Minuten nachspielen lassen. Aber da auch in diesen acht Minuten mehrere Römer von Krämpfen geplagt auf dem Rasen lagen, wurde diese noch einmal um zwei Minuten verlängert.

Statt acht hätte man locker 20 Minuten nachspielen lassen müssen, schimpfte der normalerweise eher diplomatische Sportchef Simon Rolfes: "Ansonsten lässt der Schiedsrichter sich verarschen, wenn er das mit sich machen lässt".

Rolfes wünscht Sevilla "alles Gute"

Der Ex-Nationalspieler ärgerte sich, "dass nach jedem Torschuss ein Römer fast mit der Trage runtergetragen werden musste, so schwer waren die ja verletzt". Die Italiener hätten "permanent versucht, den Rhythmus des Spiels und die Stimmung im Stadion zu brechen. Wenn wir gute Situationen hatten, lag ja ganz sicher einer auf dem Boden", sagte Rolfes: "Ich glaube, dass alle, die heute im Stadion waren, Sevilla alles Gute fürs Finale wünschen." Rekordsieger FC Sevilla ist im Endspiel am 31. Mai in Budapest Gegner der AS Rom.

Demirbay: "Am Ende ekelhaft"

Und auch für die Spieler auf dem Platz hatte das Verhalten der Gäste wenig mit Fair Play zu tun. "Es ist schade, dass in einem Halbfinale auf so einem Niveau am Ende so eine Spielweise belohnt wird. Das ist bitter. Sie haben es am Ende ekelhaft gemacht", sagte Kerem Demirbay.

Rom-Trainer José Mourinho sah dagegen nichts Verwerfliches an der Taktik. "Ich denke, es ist die alte Geschichte: Das Team, das verliert, sieht es immer als Entschuldigung. Aber umgekehrt würden sie immer das Gleiche machen", sagte der Portugiese scheinbar unbeeindruckt von der Leverkusener Aufregung.

Bayer hat Platz sechs im Visier

Nun könnte es sein, dass die Leverkusener am Ende einer emotionalen Achterbahnfahrt durch die Saison komplett mit leeren Händen dastehen. In der kommenden Saison müssten sie dann vor dem Fernseher verfolgen, wie die Konkurrenten die europäischen Festtage feiern, von denen sie im ersten Halbjahr 2023 einige hatten. 

Das lässt sich nur vermeiden, wenn die aktuell siebtplatzierte Werkself in der Bundesliga noch Rang sechs erreicht. Oder Platz sieben verteidigt und RB Leipzig den DFB-Pokal holt. Doch über diesen Ausblick und die Bundesliga wollte Trainer Xabi Alonso in seiner Enttäuschung am Donnerstagabend gar nicht sprechen. "Darüber reden wir morgen", sagte er. "Wir waren in beiden Spielen nicht schlechter. Vielleicht mal zehn Minuten zwischendurch. Wir hätten das Ticket für das Finale verdient gehabt. Aber ich will nicht weinen."

Schlussspurt in der Bundesliga

Simon Rolfes richtete den Blick dagegen sofort auf den Schlussspurt in der Bundesliga. Ein Jahr ohne Europacup würde am Ende einer Saison mit einem nicht für möglich gehaltenen Absturz im Herbst und einer furiosen Serie mit 14 Pflichtspielen ohne Niederlage im Frühjahr das Verpassen aller Ziele bedeuten.

Und wäre auch emotional ein Schlag, gerade jetzt, wo sie die europäischen Nächte in Leverkusen so lieb gewonnen haben. "Ich glaube, dass wir in Europa super Spiele gemacht und Deutschland gut vertreten haben", sagte Rolfes: "Die Mannschaft hat sich aus einer schwierigen Phase in der Bundesliga in den Wettbewerb reingearbeitet Diese Energie müssen wir nun in die beiden letzten Bundesliga-Spiele mitnehmen, damit wir die Saison auf einem internationalen Platz beenden."

Quelle: red/sid/dpa