Sébastien Haller von Borussia Dortmund gestikuliert (Archivfoto)

Plötzlich hat der BVB offensive Sorgen

Stand: 11.03.2023, 11:27 Uhr

Der FC Schalke 04 hat die harmloseste Offensive in der Bundesliga, aber nun stellt sich vor dem Derby plötzlich auch bei Borussia Dortmund die Frage, wer die Tore schießen soll.

Von Marcus Bark

Es war eine Mischung aus ernst gemeinter Frage und gespieltem Humor, als die Fans des FC Schalke 04 noch vor ein paar Wochen grübelten: "Wer soll denn bei uns die Tore schießen?" Vier 0:0 nacheinander gaben zwar das gute Gefühl, die Defensive stabilisiert zu haben, aber um den Abstieg zu vermeiden, sollten dann bitte mal Siege her. Tatsächlich gab es nach der Rekordserie zwei Siege, beide gegen direkte Konkurrenten, erst 2:1 gegen den VfB Stuttgart, dann 2:0 beim VfL Bochum.

Die Schalker haben in der Bundesliga trotzdem noch mit Abstand die wenigsten Tore geschossen. Andererseits waren es in den vergangenen beiden Spielen mehr als dem BVB gelangen.

Geht es auf ein großes Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund zu, schwanken die Stimmungen manchmal täglich. Vor dem Duell am Samstagabend, dem 100. seit Start der Bundesliga 1963, steigt die Laune aber einseitig bei den Anhängern der Königsblauen, während die Furcht der Schwarz-Gelben wächst, sich zu blamieren und im Titelkampf einen heftigen Rückschlag zu erleiden.

Verletztenmisere in der Offensive

Zunächst gab es das 0:2 beim FC Chelsea, das zum Ausscheiden aus der Champions League und dem Ende der Serie nach zehn Siegen in zehn Spielen führte. Die Verletzung, die sich Julian Brandt in London zuzog, erwies sich als Muskelfaserriss. Der mit acht Bundesligatreffern beste Torschütze des BVB fällt damit bis nach der Länderspielpause aus.

Karim Adeyemi vom BVB

Karim Adeyemi

Der mit sechs Treffern zweitbeste Torschütze Youssoufa Moukoko fehlt auch weiterhin, genau wie Karim Adeyemi (drei Tore), der bis zu seiner Muskelverletzung vor drei Wochen erlittenen Muskelverletzung von Spiel zu Spiel besser wurde. Und Kapitän Marco Reus verpasst das Derby wegen eines grippalen Infekts - genauso wie Stammtorhüter Gregor Kobel, der wegen einer Muskelverletzung bereits im dritten Spiel in Serie fehlt.

Modeste und Haller stünden zur Verfügung

Plötzlich fragen die Fans des BVB: "Wer soll denn bei uns die Tore schießen?" Zwei Profis mit dem Etikett "Torjäger" stehen zwar zur Verfügung, aber beide sind weit davon entfernt, den Vorstellungen von Edin Terzić zu entsprechen. "Vereine, die in Tabellenregionen wie wir stehen, haben in der Regel Stürmer, die 15 bis 20 Tore in der Saison schießen. Den haben wir momentan nicht", sagte der Trainer des BVB. Anthony Modeste hat erst zwei Saisontore zu Buche stehen und macht nach seinen Einwechslungen nur selten den Eindruck, als könnten noch welche dazu kommen.

Sébastien Haller traf bislang ein Mal. Sein Tor gegen den SC Freiburg Anfang Februar wurde mehr gefeiert als die meisten anderen der Saison, denn es war sein erstes nach den Chemotherapien, die er wegen seine Hodenkrebserkrankung über sich ergehen lassen musste. Dass auch Haller derzeit den Eindruck macht, als sei ein weiteres Tor von ihm weit entfernt, liegt nahe. Der Ivorer sagte zwar im Interview mit "sky", dass er sich "jeden Tag besser" fühle, aber auch: "Natürlich ist es noch ein weiter Weg, um mein volles Potenzial zu erreichen."

Haller wirkte bei den vergangenen Spielen so, als könne er eine Pause vertragen, einen Rollentausch mit Modeste. "Aber nicht im Derby", sagte er mit einem Lachen, "das ist ein Spiel, das man spielen will, in dem man treffen will, gewinnen will."

Dortmund gewann die vergangenen vier Derbys in der Bundesliga, ohne dass den Schalkern auch nur ein Tor gelang. Aber wie stets, betonten die Protagonisten auch dieses Mal, dass alle Statistiken und Konstellationen nur sehr geringen Aussagewert haben vor einem Spiel, dessen Bedeutung Edin Terzić gar nicht kleinreden wollte: "Wenn ein Fußballspiel einen eigenen Namen bekommt, dann weiß man um die Bedeutung des Spiels." Das Spiel heißt schlicht: das Derby.