Davie Selke und Kölns Streben nach der Lufthoheit
Stand: 05.01.2023, 16:09 Uhr
Mit Davie Selke hat der 1. FC Köln einen Zielspieler für den gegnerischen Strafraum verpflichtet. Trainer Steffen Baumgart kann mit ihm wieder auf Flanken setzen - und greift dafür auf sehr traditionelle Mittel.
Von Sebastian Hochrainer
Steffen Baumgart hatte sich an seinem 51. Geburtstag eine Überraschung für seine Spieler überlegt. Der Trainer des 1. FC Köln ließ seine Mannschaft am Donnerstag (05.01.2023) an einem Trainingsgerät üben, das eigentlich schon lange aus der Mode gekommen war - das nun aber dafür sorgen soll, dass das Team wieder in die Erfolgsspur zurückkehrt.
Mit Kopfballpendel zurück zur Kopfballstärke
An einem traditionellen Kopfballpendel übten sich die Kölner Spieler im Luftkampf - und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. "Es geht nicht darum, ob es altmodisch ist, sondern darum, dass im Nachwuchsbereich Kopfbälle gar nicht mehr trainiert werden", erklärte der FC-Coach. "Wir wollen es in der Zukunft immer wieder einbauen. Wir werden deshalb jetzt sicher nicht die Kopfball-Mannschaft, aber vieles vom Absprung bis zum Timing wird im Ablauf dadurch leichtert und man wird mit Sicherheit nicht schlechter, wenn man es öfter übt."
Zumal das Kopfballspiel für die Kölner in der Rückrunde wieder das Erfolgsrezept sein soll. 2021/22 schaffte es Baumgart mit einer recht simplen, aber effektiven Taktik sogar bis nach Europa - die meisten Tore fielen vereinfacht gesagt nach dem Prinzip: Flanke, Kopfball, Tor. Doch in dieser Saison funktionierte das bislang nicht, weil Anthony Modeste im Sommer kurzfristig zu Borussia Dortmund gewechselt war.
Selke soll nicht nur im Strafraum helfen
Nun ist mit Neuzugang Davie Selke ein Spieler im Kader, mit dem die Umsetzung wieder möglich ist. Doch Baumgart wollte ihn auch wegen des Gesamtpakets unbedingt haben. "Was Davie erstmal hat, ist eine absolute Mentalität. Er ist ein Spieler, der uns insgesamt weiterbringt, und ein Stürmer, wie wir ihn uns vorgestellt haben, gerade wegen seiner Strafraumpräsenz und Kopfballstärke", sagte er.
Schon allein seine Größe von 1,95 Metern prädestiniert Selke, hohe Hereingaben verwerten zu können. In den vergangenen Jahren ist das jedoch nicht allzu sehr gelungen. 2017/18 traf er noch zehnmal für Hertha BSC in der Bundesliga, seitdem waren es nur neun Ligatore in viereinhalb Spielzeiten.
Zurück zu alter Vollstrecker-Stärke
"Es liegt auf der Hand, dass ich wieder häufiger in Abschlusssituationen kommen möchte - und da passt Köln perfekt", sagte Selke. "Diese offensive und mutige Spielweise ist genau das Richtige für mich. Das ist eine riesige Chance für mich und die will ich unbedingt nutzen."
Baumgart betonte jedoch, dass die Bewertung, ob der Stürmer seine Chance genutzt haben wird oder nicht, nicht unbedingt von der Anzahl der Tore abhängt. "Ich messe meine Spieler nicht an Toren und Assists, sondern an der Mentalität. Und es gibt keine Zweifel, dass Davie die hat. Aber es wäre schön, wenn er auch das eine oder andere Tor macht", so Baumgart.
Die Abstiegsplätze drohen
Zumal Köln dringend Tore und Punkte braucht. Nach dem Ausscheiden in der Gruppenphase der Conference League ist der Klub auch in der Bundesliga abgerutscht und hat nur noch drei Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16. Dabei soll eine Wiederholung des Szenarios aus der Saison 2017/18, als Köln nach der Qualifikation für den Europapokal abstieg, unbedingt verhindert werden.
Selke soll dabei eine tragende Rolle spielen, Baumgart die Rückkehr zu seinem Erfolgsrezept ermöglichen und Köln die Lufthoheit zurückbringen. Und schließlich seinen Anteil daran haben, dass der Worst Case am Ende der Saison nicht eintreten wird. "Ich bin mir sicher, dass es mit dieser Spielweise und Intensität nur eine Frage der Zeit ist, bis wir die Punkte holen", versprach Selke.
