
Derby zwischen Gladbach und Köln - von Hoffnungen und Ängsten
Stand: 07.10.2022, 14:47 Uhr
Anders als bei seiner vergangenen Europapokal-Saison überzeugt der 1. FC Köln in der Bundesliga und geht als Favorit ins Derby. Für Rivale Borussia Mönchengladbach war das Duell zuletzt schicksalhaft.
Von Sebastian Hochrainer
Vom europäischen Partyplan des 1. FC Köln ist bisher längst nicht alles aufgegangen. Mit vier Punkten aus drei Spielen hat die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart zwar noch die Chance auf das Weiterkommen in der Conference League, die Heimniederlage gegen Partizan Belgrad (0:1) und das Verhalten einiger Fans in Nizza - der Verein muss deswegen nach jetzigem Stand die nächsten beiden Auswärtsspiele ohne eigene Fans bestreiten - drücken jedoch arg auf die Stimmung.
Erfolgreicher Fokus auf die Bundesliga
Da hilft es enorm, dass es in der Liga bisher nahezu berauschend läuft. Mit 13 Punkten aus acht Spielen steht Köln auf Rang sieben - auf dem ersten Blick vielleicht kein Aha-Moment, aber auf dem zweiten schon.
Denn der FC hatte mit Doppelbelastungen auch schon mal Probleme. In der Saison 2017/18 etwa nahm Köln zuletzt an der Europa League teil und hatte nach acht Bundesliga-Spielen erst einen Punkt gesammelt. Ein Szenario, das unter anderem nach den Abgängen von Salih Özcan und Anthony Modeste (beide zum BVB) schon befürchtet wurde, nun aber fernab der Realität zu liegen scheint.
Denn Köln hat die Prioritäten ganz klar gesetzt. "Die Rangfolge ist ganz klar. Erst die Bundesliga und dann die Conference League", sagte Christian Keller, Geschäftsführer Sport des Klubs. Dieses Konzept geht auf.
Köln im Derby-Hoch - aber in Fan-Sorge
Und nun geht es auch noch zum neuen Lieblingsgegner. Am Sonntag (09.10.22, 15.30 Uhr) kommt es zum hitzigen - aber zuletzt sehr erfolgreichen - Derby gegen Borussia Mönchengladbach. Die vergangenen drei Partien konnte der FC gegen den Erzrivalen für sich entscheiden. Und auch jetzt gehe es für sein Team darum, "das Derby zu gewinnen", sagte Baumgart.
Doch die Vorfreude und Hoffnung wird getrübt durch die Dinge der vergangenen Wochen, die sich auf den Tribünen abspielten. "In erster Linie würde ich mich freuen, wenn es ein sehr friedliches Fußballfest wird", sagte Baumgart. "Wir haben zuletzt genug Blödsinn im Stadion gesehen. Deshalb sollten alle etwas für ein friedliches Derby tun."
Rose und Hütter wurde das Köln-Duell zum Verhängnis
Vor allem in Gladbach sollten sie aber auch alles dafür tun, um wieder ein Derby zu gewinnen. Die drei jüngsten Niederlagen waren allesamt welche, die tiefe Wunden hinterlassen haben - und auch personelle Konsequenzen hatte.
Marco Rose fiel nach erfolgreichen eineinhalb Jahren in Ungnade, als er im Februar 2021 im eigenen Stadion das Derby verlor. Die Fans erachteten seine enorme Rotation als ursächlich und warfen dem jetzigen RB-Leipzig-Trainer vor, die Wichtigkeit dieses Duells - inbesondere für die Anhängerschaft - zu verkennen. Es folgten erfolglose Wochen und ein unschönes Ende mit Rose.
Farke braucht ein erfolgreiches Derby
Dessen Nachfolger Adi Hütter blieb nur ein Jahr in Gladbach, und da spielte in der Entscheidungsfindung auch Köln eine große Rolle. Die beiden deutlichen Pleiten (1:3 und 1:4) hatten entscheidenden Anteil an der Entscheidung, nicht mehr mit ihm weitermachen zu wollen.
Nun steht Daniel Farke (testete sich am Donnerstag nach Corona-Infektion frei) vor seinem ersten Derby. Unter ihm fanden die Borussen wieder in die Erfolgsspur - doch aus der droht sein Team gerade wieder rauszurutschen. In der vergangenen Woche gab es bei Werder Bremen (1:5) einen schmerzhaften Rückschlag, vor allem die erste Halzeit (0:4) erschreckte in- und extern.
"Da ist für einen Spieltag die Tabelle egal"
Gegen Köln erwarten Verantwortliche und Fans eine Reaktion - vor allem auch wegen der erfolglosen vergangenen Derbys. "Das ist mit das wichtigste Spiel im ganzen Jahr, hat eine ganz besondere Emotionalität und Brisanz. Wir wissen, dass wir Wiedergutmachungspotenzial haben, die letzten Spiele waren nicht so erfolgreich", sagte Farke. "Wir haben fantastische Fans und es wäre schön, wenn wir denen ein positives Ergebnis schenken können."
Grundsätzlich ist sein erstes Derby als Bundesligatrainer etwas Besonderes für Farke, der Duelle dieser Art grundsätzlich als außergewöhnliche Events einschätzt. "Solche Spiele erinnern einen immer daran, warum man mit Fußball angefangen hat. Da ist für einen Spieltag die Tabelle egal, da geht es darum, mit deinen Jungs auf dem Platz zu sein und alles dafür zu tun, das Spiel zu gewinnen", sagte Farke. "Köln ist extrem schwer zu schlagen, für mich gibt es keinen Favoriten."