Letzte Woche hatte Christoph Kramer einen Termin in seiner alten Heimat. In Solingen gab's einen Pressetermin anlässlich des Umbaus des Jahn-Stadions und es wurde bekannt: Nach neuer Überdachung wird eine der Tribünen nach Kramer benannt. Gerührt deutete der 31-Jährige an, seine Karriere womöglich in seiner alten Heimatstadt ausklingen zu lassen.
"Ich scherze aktuell mit Kevin Kampl viel, dass wir auf jeden Fall noch einmal zusammen in Solingen die Fußballschuhe schnüren. Aus Spaß wird dann ja bekanntlich öfters Ernst, von daher ist das vielleicht ein kleiner Fingerzeig", meinte Kramer.
Solingen benennt Tribüne nach Weltmeister Christoph Kramer
Sportschau. 29.09.2022. 03:17 Min.. Verfügbar bis 29.09.2023. Das Erste.
Welche Position? Spannende Frage vor jedem Spiel
Bis es soweit ist, wird Kramer allerdings noch in Gladbach gebraucht. Und zwar so richtig. Weil er sich im Borussen-Trikot vom zuverlässigen "Sechser" in eine formidable Allround-Kraft verwandelt hat. Dass Kramer in der Startaufstellung steht, ist gesetzt. Für den Weltmeister von 2014 dürfte es jede Woche allerdings aufs neue eine Überraschung sein, wo ihn der neue Gladbacher Coach Daniel Farke positioniert.
Am sechsten Spieltag in Freiburg agierte Christoph Kramer noch als Innenverteidiger, gegen Leipzig fand sich der Weltmeister plötzlich als Zehner wieder - eine Position, die er in der Bundesliga noch nie gespielt hatte. Die Rechnung ging voll auf, Kramer war permanent unterwegs, lief am meisten von allen Spielern und initiierte viele Pressing-Situationen.
"Ich komme von der Zehn"
Job-Sharing auf dem Fußballplatz - ein Problem für Kramer? "Tatsächlich komme ich ursprünglich von der Zehn, denn auf der Position habe ich in der Jugend gespielt. Ich schlüpfe gerne in neue Rollen, mir macht das Spaß. Es ist immer eine neue Herausforderung. Deswegen hat es mich auch gefreut, dieses Mal weiter vorne zu spielen", erklärte Kramer.
Auf der ungewöhnlichen Position, die er übrigens zuletzt im WM-Finale 2014 bekleidete, spulte er starke 12,7 Kilometer ab. Und das, obwohl er in der Vorwoche noch sagte, dass er die etwas geringere Laufintensität in der Innenverteidigung zu schätzen weiß.
Wieder zurück auf die Sechs?
"Das war eindeutig ein Bumerang. Was ich gegen Freiburg weniger laufen durfte, bin ich gegen Leipzig mehr unterwegs gewesen. Man kann also sagen, dass es jetzt ausgeglichen ist, und ich bin wieder im Soll", scherzte Kramer.
Dass er auch gegen Werder Bremen wieder als Zehner aufläuft, ist allerdings keineswegs sicher. Trainer Farke spekuliert ganz offen damit, Kramer wieder weiter nach hinten zu schieben, um Platz für den nach Verletzung genesenen Alassane Plea in der Startformation zu schaffen. Dass Kramer - wie in der letzten Saison öfters passiert - allerdfings ganz aus der Elf rotiert wird, ist derzeit nicht denkbar. Schließlich ist er offenbar in der Form seines Lebens.
Katar in Sicht - als TV-Experte oder auf dem Rasen
Kramer spielt derart stark auf, dass er seinen geplanten Job als ZDF-Experte bei der bevorstehenden WM in Katar eventuell absagen muss. Denn nach sechs Jahren Abstinenz könnte er sogar wieder ein Thema für die Nationalmannschaft werden. An den Bayern-Platzhirschen Joshua Kimmich und Leon Goretzka sind aktuell Zweifel erwachsen - es könnte die Chance für Kramer werden, seine bisherigen zwölf Länderspiele bei der WM aufzustocken.
Kramer selbst scheint bereit zu sein. Als TV-Experte verriet er am Rande des Nations-League-Spiels der deutschen Mannschaft gegen Ungarn jedenfalls, nur noch ein Trikot zu benötigen, um einspringen zu können. "Die Fußballschuhe habe ich im Auto", meinte er grinsend.
Quelle: oja