Vor der Saison wurde Bayer Leverkusen von nicht wenigen Experten zum Kreis der Titelanwärter gezählt. Die Mannschaft hatte sich im Sommer frisch für die Champions League qualifiziert und alle Leistungsträger gehalten. Eigentlich die perfekten Voraussetzungen für einen Angriff auf die Spitzenplätze. Doch statt im Titelrennen, steckte der Klub schnell im Abstiegskampf. Erst nach einem Trainerwechsel ging es langsam bergauf.
Desaströser Auftakt und Trainerwechsel

Die Saison begann desaströs. Bei der verdienten 3:4-Niederlage bei Drittligist SV Elversberg und dem damit verbundenen Erstrunden-Aus im DFB-Pokal wies Bayer früh eklatante Defizite auf, besonders in der Einstellung. Es folgten drei Niederlagen in der Bundesliga und damit der schlechteste Saisonstart in der Vereinsgeschichte. Der 3:0-Erfolg in Mainz am vierten Spieltag erwies sich ebenso als kurzes Strohfeuer wie der 2:0-Heimsieg gegen Atletico Madrid in der Champions League. Denn auf den zweiten Saisonsieg in der Bundesliga musste Bayer lange warten.
Trainer Gerardo Seoane war nach dem schwachen Start früh angezählt und nicht in der Lage, das Ruder herumzureißen. Nach der 0:2-Niederlage beim FC Porto zog der Verein schließlich die Notbremse und ersetzte Seoane durch Xabi Alonso, der beim 4:0-Heimsieg gegen Schalke 04 prompt einen Traumeinstand feierte.
Doch auch unter dem Spanier, für den es die erste Trainerstation in einer ersten Liga ist, lief es trotz des Auftakterfolgs zunächst nicht rund. Im Heimspiel gegen den FC Porto (0:3) und bei Eintracht Frankfurt (1:5) setzte es deutliche Niederlagen, die aber einen Wendepunkt darstellten. Bei RB Leipzig am 12. Spieltag spielte die Werkself gut mit, unterlag aber trotzdem mit 0:2.
Mit einem starken Endspurt, der einen überraschend klaren 5:0-Heimsieg gegen Tabellenführer Union Berlin sowie den Derbysieg beim 1. FC Köln (2:1) beinhaltete, hob sich Bayer bis zur WM-Pause aber noch raus aus den Abstiegsrängen und kletterte bis auf Platz zwölf, auf dem die Rheinländer überwintern.
Wirtz als "Königstransfer"
Hätte die Winterpause bereits Ende Oktober begonnen, stünde bei Bayer in diesem Winter wohl ein mittelschwerer Umbruch an. Durch den Trainerwechsel und den damit verbundenen Aufwärtstrend kurz vor der Weltmeisterschaft hat sich die Lage aber geändert. Einige der zuvor aufgetretenen Schwachstellen im Kader (Linksverteidiger, defensives Mittelfeld) sind nun nicht mehr von akuter Handlungsnot betroffen, weil die vorhandenen Spieler im Endspurt doch noch überzeugen konnten.
Zudem stößt mit dem von einem Kreuzbandriss wiedergenesenen Florian Wirtz ein "großartiger Winterzugang" (Alonso) zum Team. So deutet alles auf einen ruhigen Transferwinter hin, auch weil der sportlichen Leitung nur bei vorherigen Abgängen der nötige finanzielle Spielraum für Neuzugänge zur Verfügung steht. Zwar hat Offensivspieler Paulinho den Verein bereits in Richtung Atletico Mineiro verlassen. Aber weil der Brasilianer bis zu seinem Vertragsende im Sommer verliehen wird, springt für Leverkusen keine Ablösesumme dabei heraus.
Das einzige Fragezeichen in diesem Winter steht hinter der Personalie Charles Aranguiz. Der Chilene liebäugelt bereits seit Jahren mit einer Rückkehr in seine Heimat, ein Wechsel kam bisher jedoch nicht zustande. Da der Vertrag des 33-jährigen Sechsers im Sommer ausläuft, könnte er noch im Januar gegen eine kleine Ablösesumme wechseln. In dem Fall müsste Bayer doch noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden und einen Ersatz verpflichten.
Inhaltsverzeichnis
- Ausgewählter Teil: Teil 1/2 - Teamcheck: Leverkusen startet Aufholjagd mit Hoffnungsträger Wirtz
- Teil 2/2 - Teil 2: Das Debakel in Frankfurt als Wendepunkt
Quelle: bh