Thomas Reis, Trainer des FC Schalke 04.

Teamcheck: Schalke auf Sparflamme bei Mission Klassenerhalt

Stand: 13.01.2023, 08:00 Uhr

Das Bundesliga-Schlusslicht FC Schalke 04 muss aus bescheidenen Voraussetzungen Kraft ziehen. Die finanzielle Lage verhindert teure Verstärkungen. Hoffnungslos ist die Mission Klassenerhalt aber nicht.

Es war mal wieder ein turbulentes Schalke-Jahr: erst der Wiederaufstieg in die Bundesliga nach einer emotionalen Aufholjagd, die Party danach, doch schnell kam der Kater. Trainer Thomas Reis' schwierige Aufgabe ist es, den königsblauen Kahn vor dem erneuten Untergang zu retten.

Schalke-typische Turbulenzen in der ersten Saisonhälfte

Eigentlich bedarf es für die Beschreibung der ersten 15 Spiele dieser Saison einer Wortneuschöpfung. Denn sie waren einfach ziemlich "schalkig". Die herbeigesehnte Ruhe stellte sich nicht ein, die Euphoriewelle nach dem Aufstieg ebbte schnell ab.

Denn Stimmungsdämpfer ob der sportlichen Aussichten kamen schon vor dem Saisonstart. Der Kader konnte von den Verantwortlichen um (Ex-)Sportdirektor Rouven Schröder nicht zusammengehalten werden. So ließ der hochverschuldete und nun betont seriös wirtschaftende S04 etwa die ausgeliehenen Leistungsträger Darko Churlinov und Ko Itakura lieber ziehen und entschied sich für günstigeren Ersatz.

Dass in Frank Kramer zudem ein abstiegskampferprobter, aber nicht unbedingt für glamourösen Fußball stehender Cheftrainer das Team übernahm, wurde von vielen Fans von vornherein zynisch kommentiert.

Paukenschlag: Aufstiegsarchitekt Schröder geht

Spielerisch fehlte Kramers Mannschaft bisweilen auch schlicht das Glück. Dennoch kamen fünf sieglose Spiele zum Start, dabei ein 1:6 gegen Union Berlin, nicht von ungefähr. Es fehlten in der statisch wirkenden Viererkette die Flanken-Zubringer für Stürmer Simon Terodde. Kreativspieler Rodrigo Zalazar saß nur noch auf der Bank. In der Defensive unterliefen einige Fehler zu viel, auch Torhüter Alexander Schwolow agierte nicht immer glücklich.

Dem Lichtblick-Sieg gegen Bochum (3:1) folgten vier weitere Pleiten in Serie, bis Kramer nach zwei hohen Niederlagen gegen Hoffenheim, einmal in der Liga und einmal im Pokal, vor dem 11. Spieltag freigestellt wurde. Es übernahm schließlich Ex-Bochum-Trainer Reis, den Schalke schon im Sommer umworben haben soll. Doch personell wurde die Reis-Verpflichtung überschattet von Sportdirektor Schröders Rücktritt "aus persönlichen Gründen" am selben Tag.

Leihspieler für Schalke als Qualitätsgewinn?

Dass sportlich für den Tabellenletzten (neun Punkte) dringend ein Qualitätszuwachs her muss, erklärte sich bei der Analyse der Hinrunde von selbst. Sportvorstand Peter Knäbel, der Schröders Aufgaben erstmal mit übernahm, organisierte bislang vor allem neues Personal für die Defensive.

Und zwar leihweise, die finanzielle Problematik ist bekannt. Jere Uronen (Stade Brest/Frankreich) heißt die neueste Verstärkung, ein klassisch orientierter Linksverteidiger als Alternative zum offensiveren Thomas Ouwejan. Das 21-jährige Talent Niklas Tauer (Mainz 05) kann als Innenverteidiger oder defensiver Mittelfeldmann eingesetzt werden.

Die beiden sollen nun dabei helfen, die defensive Stabilität deutlich zu verbessern. Denn Schalke kassierte zu viele Gegentore nach Flanken aus dem Spiel, nur Augsburg ließ mehr gegnerische Abschlüsse per Kopf zu als S04. Und nicht nur vorne, wo U23-Eigengewächs Soichiro Kozuki neue Dynamik bringen soll, ist fehlendes Tempo ein Problem, sondern auch in der Rückwärtsbewegung. Bei den Kontergegentoren steht Schalke ganz vorne.

Quelle: jti