Gladbachs Trainer Daniel Farke

Gladbach und Farke - es herrscht Sprachlosigkeit

Stand: 15.05.2023, 17:14 Uhr

Die Kritik an Borussia Mönchengladbachs Trainer Daniel Farke wächst nach dem Auftritt bei Borussia Dortmund. Ein Nachfolger für den 46-Jährigen wird bereits gehandelt.

Von Jörg Strohschein

Es ist außergewöhnliche Ruhe bei Borussia Mönchengladbach eingekehrt. Nicht was die sportliche Situation und insbesondere der lange Zeit desolate Auftritt vom vergangenen Samstag (13.05.2023) bei Borussia Dortmund (2:5) angeht. Dieses Spiel dürfte intern bei den Verantwortlichen der Borussia und auch bei den Anhängern des Tradiitionsklubs vom Niederrhein weiterhin noch ein (unerfreuliches) Thema sein.

Virkus: Farke bis Saisonende Trainer

Die Sprachlosigkeit ist vielmehr rund um und bei Trainer Daniel Farke eingetreten. Am Sonntag danach leitete der Gladbacher Fußballlehrer zwar das Training. Der sonst so wortgewaltige und erklärungsfreudige Farke wollte sich aber nicht mehr öffentlich äußern und wollte sich zunächst niemand zur Zukunft des Trainers äußern.

Am Montag sprach Sportdirektor Roland Virkus Farke dann doch noch das Vertrauen aus - zumindest bis für die letzten beiden Spiele. "Wir wollen die Saison jetzt zu Ende spielen, auch mit diesem Trainer. Es steht nicht zur Debatte, dass wir uns in den nächsten beiden Wochen von Daniel Farke trennen", sagte Sportdirektor Roland Virkus der Rheinischen Post und erklärte auch sein anfängliches Schweigen: "Nach so einem Spiel willst du erst mal klarkommen mit deinen Emotionen. Deshalb wollte ich unmittelbar danach nichts sagen. Ich war total enttäuscht, das Spiel hat mich schon mitgenommen."

Nach dem letzten Saisonspiel wolle man sich dann "zusammensetzen und alles analysieren, dazu gehört natürlich auch der Trainer", so Virkus. "Aus den Ergebnissen dieser Analyse werden wir unsere Schlüsse ziehen. Darum geht es, und es fokussiert sich nicht nur auf den Trainer, es geht um alles."

Lustlos-Auftritte

Farke sollte eigentlich den personellen Umbruch für die kommende Saison einleiten. Dem Gladbacher Kader stehen große personelle Veränderungen bevor, etwa weil Leistungsträger wie Marcus Thuram oder Ramy Bensebaini wechselwillig und kaum zu halten sein werden. Aber auch weil Lars Stindl den Klub verlassen wird. Die Planungen von Farke gemeinsam mit Virkus sind schon fortgeschritten, zuletzt wurde Mittelfeldspieler Julian Weigl für rund sieben Millionen Euro fest verpflichtet.

Allerdings ist die Stimmung rund um die Borussia alles andere als gut. Der erneute Lustlos-Auftritt des Farke-Teams lässt nicht nur die Fans ("Wir haben die Schnauze voll"), sondern offenbar auch die sportliche Leitung ratlos zurück. "Ich brauche hier keinen flammenden Appell für meine Person halten. Wenn wir hier so spielen, sind wir alle im Boot", sagte Farke nach dem BVB-Spiel. Genau um diese Frage dürften sich die Gedanken bei Virkus - der allerdings für die offenbar wenig harmonisierende Kaderzusammensetzung verantwortlich ist - derzeit drehen.

Bilanz eines Abstiegskandidaten

Mit nur 39 Punkten (und nur einem einzigen Auswärtssieg) nach 32 Spielen hat Farke momentan die schlechteste Bilanz seit zwölf Jahren. 25 Punkte aus den vergangenen 27 Partien ist eigentlich eine Bilanz eines Abstiegskandidaten. Und Farkes häufige und wortreiche Argumentation in der Vergangenheit, die Qualität im Kader sei für höhere sportliche Ziele nicht ausreichend, hört sich eher als ein Verschieben der eigenen Verantwortung an.

Im Vorjahr wurde Vorgänger Adi Hütter nach nur einem Jahr mit 45 Punkten beurlaubt. Diese Zahl kann Farke auch noch erreichen, aber nur, wenn sein Team die letzten beiden Partien in Leverkusen und gegen Augsburg gewinnt.

Ein Nachfolgekandidat wird ebenfalls schon gehandelt. Ex-Profi Eugen Polanski, derzeit Trainer der Gladbacher U23, gilt als aussichtsreicher Kandidat. Am Dienstagnachmittag ist die nächste Trainingseinheit bei der Borussia terminiert. Endet dann die kollektive Gladbacher Sprachlosigkeit?