"Jetzt sind wir auf einer großen Welle, auf der wir reiten", sagte Marco Reus nach dem 2:1 (2:0)-Erfolg gegen RB Leipzig am Freitag, an dem er mit einem verwandelten Elfmeter (21. Minute) und Emre Can mit einem abgefälschten Schuss (39.) maßgeblich beteiligt waren.
Dortmunder mit zweiter Spielhälfte nicht zufrieden
Auf der Erfolgswelle bewegen sich die Dortmunder somit bereits seit zehn Pflichtspielen. In der Bundesliga beschert ihnen das gerade mit Bayern München ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Spitze und im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League am kommenden Dienstag einen 1:0-Vorsprung beim FC Chelsea.
Angesichts einer solchen Serie könnte man in Euphorie verfallen, was in Dortmund aber kein Thema zu sein scheint. "Gute erste Halbzeit, keine gute zweite Halbzeit – weitermachen und am Dienstag in Chelsea angreifen", resümierte Nico Schlotterbeck nach dem Sieg gegen Leipzig. Klingt eher so, als sei das Team von Trainer Edin Terzic sehr fokussiert in einem Erfolgstunnel und nicht auf einer Welle unterwegs.
Wir haben gelernt, dass wir für solche Siege arbeiten müssen. BVB-Kapitän Marco Reus
Das ließ auch Reus bei DAZN durchblicken, wo ihm die "Art und Weise dieses zehnten Siegs in Folge" ungeachtet der großen Welle nicht so gut gefallen hat. Nach der Pause mussten die Dortmunder gegen dominante Gäste ihre Qualitäten als Verteidiger unter Beweis stellen, was angesichts der Tatsache, dass Emil Forsberg für Leipzig lediglich auf 1:2 verkürzen konnte (74.), gut genug gelang. So mögen die drei Punkte am Ende etwas glücklich sein, kommen nach Ansicht von Reus jedoch nicht von ungefähr: "Wir erarbeiten uns im Moment sehr hart das Glück", so der Torschütze.
Terzic war am Ende froh, den Abstand auf einen Gegner "mit ähnlichen Ambitionen" auf sieben Punkte vergrößert zu haben und lobte die leidenschaftliche Verteidigung seines Teams. Diese Verteidigung geriet gegen Leipzig auch dadurch nicht in Unordnung, dass Stammtorhüter Gregor Kobel kurzfristig ausfiel und Ersatzkeeper Alexander Meyer zwischen die Pfosten rückte.
Wir haben gekämpft, jeder war für das Team da. Es fühlt sich gut an. BVB-Torschütze Emre Can
"Nach der letzten Aktion beim Aufwärmen ist Greg reingegangen. Er hat mir in der Kabine signalisiert, dass er nicht spielen kann und mir alles Gute gewünscht. Für mich war es der Sprung ins kalte Wasser", so Meyer, der in der vergangenen Saison noch Stammtorhüter bei Zweitligist Jahn Regensburg war und dem BVB nun in der Nachspielzeit mit einer Parade gegen Forsberg drei wichtige Punkte im Kampf um die Deutsche Meisterschaft sicherte.
Meyer-Revanche für verhageltes Bundesliga-Debüt
Der Erfolg gegen Leipzig dürfte den 31-Jährigen besonders gut tun, da die Sachsen ihm in der Hinrunde beim 3:0-Heimsieg gegen den BVB noch sein Bundesliga-Debüt verhagelten. Im Rückspiel lag es nun auch an ihm, dass es für Leipzig nicht leicht war, "ein Tor gegen uns zu erzielen", bachte Terzic es auf den Punkt.
Rückenwind für kommende Aufgaben scheint durch den zehnten Sieg in Serie garantiert: "Das gibt eine Menge Kraft und Überzeugung", sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. Dafür, dass keine unliebsamen Aufwinde zum Abheben führen, scheinen Routiniers wie Reus zu sorgen: "Ich weiß noch, dass wir vor der Winterpause nur auf Rang sechs waren. Wir nehmen den Flow gerne mit, aber keiner von uns dreht durch", sagte der Kapitän. Wie schon vor einer Woche in Hoffenheim (1:0) war nach Einschätzung des Nationalspielers in der Schlussphase auch gegen Leipzig viel Dusel im Spiel.