Xabi Alonso freut sich über den Sieg gegen Bayern München

Sieg gegen die Bayern: Alonso führt Bayer durch einen goldenen März

Stand: 20.03.2023, 11:23 Uhr

Bei Leverkusens Trainer Xabi Alonso klappt im Moment alles. Und manchmal kommen ihm die besten Ideen erst kurz vor dem Spiel.

"Nach meinem Mittagsschlaf hat er mir geschrieben: Rob, Du spielst heute Libero", erzählte Robert Andrich nach dem 2:1-Sieg von Bayer Leverkusen gegen den Serienmeister FC Bayern München. Die Maßnahme, den defensiven Mittelfeldspieler wie vor Wochen in der Not in Freiburg als Mittelmann einer Dreierkette zu stellen, war vielleicht der entscheidende Schachzug zum Sieg gegen die Bayern, den selbst diese durchweg als hochverdient bezeichneten.

"Das war hervorragend von Xabi", lobte Sportchef Simon Rolfes den Trainer nach einem goldenen März mit fünf Siegen in fünf Spielen. Und alleine, dass Alonso selbst von einem "Libero" spricht, beweist, dass er uneitel genug ist, auch zu altbackenen Methoden zu greifen. "Der Sieg und die Leistung gegen die beste Mannschaft Europas waren unglaublich", sagte der frühere Bayern-Profi, der auch bewies, dass die Bayern ihn wohl zurecht als Trainer der Zukunft beobachten.

Taktik geht auf

"Wir haben vorher viel nachgedacht", sagte er zu seinen Taktik-Entscheidungen, zu denen auch mutige Außenverteidiger und ein fehlender echter Mittelstürmer gehörten: "Wir wissen, wie flexibel sie angreifen. Wir wollten deshalb auch flexibel verteidigen." Das hat geklappt. "Normalerweise kriegst du gegen die Bayern 10 bis 15 Bälle aufs Tor", sagte Kapitän und Torhüter Lukas Hradecky: "Das war diesmal nicht der Fall."

Freut sich über seinen Doppelpack gegen Bayern München: Leverkusens Exequiel Palacios

Freut sich über seinen Doppelpack gegen Bayern München: Leverkusens Exequiel Palacios

Und offenbar ist es Alonso auch gelungen, endlich den richtigen Elfmeterschützen zu finden. Nach sechs Fehlschüssen bei sieben Versuchen vor dem Elfmeterschießen in Monaco in der Europa League bestimmte er nun plötzlich den argentinischen Weltmeister Exequiel Palacios.

Palacios mit Doppelpack

"Wir haben im Training viel Elfmeter geübt wegen Europa", sagte er: "Und Pala hat es sehr gut gemacht." Am Sonntag musste der 24-Jährige, der in seiner kompletten Karriere noch keinen Elfmeter in einem Pflichtspiel geschossen und in Monaco noch nicht einmal zu den fünf Schützen gehört hatte, nach einem 0:1-Rückstand gleich zweimal ran. Er behielt zweimal die Nerven und sicherte den Sieg.

Alonso führt Bayer von Sieg zu Sieg

Zugegeben: Der frühere Welt- und Europameister Alonso hatte Anlaufschwierigkeiten bei Bayer. Doch ein Tiefpunkt vor weniger als einem Monat wurde letztlich zum Wendepunkt. Nachdem es gegen Monaco und Mainz innerhalb von vier Tagen zwei 2:3-Heimniederlagen gegeben hatte, gab es im Umfeld von Bayer erste Zweifel am Spanier. Der dann die richtigen Knöpfe drückte.

Emotionale Kontrolle im Spiel

"Dass wir das Ding nach dieser fast desaströsen Heim-Niederlage gegen Monaco gedreht haben, hat den ersten Zünder gegeben", sagte Hradecky: "Wir werfen uns jetzt in alle Bälle. So muss das bleiben." Alonso predigt seinen Spielern immer emotionale Kontrolle. Etwas, was ihn als Weltklasse-Spieler einst selbst auf dem Feld auszeichnete. "Die Erlebnisse gegen Mainz und Monaco waren wichtig für uns", sagte er deshalb: "Danach haben wir gesprochen. Wenn wir zu emotional sind, ist es nicht gut. Wir müssen unseren Kopf kontrollieren. Dann können wir auch stabiler spielen."

Alonsos Team hat seine Balance gefunden. Etwas, wonach sie in Leverkusen so lange suchten, dass es fast schon zum Reizwort geworden war. Zusammen mit Alonsos taktischen Finessen kam dieser goldene März zustande, an dessen Ende Bayer neben den Bayern der einzige deutsche Europacup-Viertelfinalist ist und in der Liga auch wieder ganz dicht an den Europacup-Plätzen. Der übernächste Gegner Frankfurt auf dem ersten Europa-League-Platz ist nur noch drei Punkte entfernt. "Hoffentlich kommt die Länderspiel-Pause jetzt nicht zu einem schlechten Zeitpunkt", sagte Hradecky: "Aber wenn wir so weiterarbeiten, sollte es realistisch sein, das noch zu schaffen."

Quelle: dpa