Davie Selke vom 1. FC Köln jubelt über einen seiner beiden Treffer gegen Bayer 04 Leverkusen.

Davie Selke - da, wenn es eklig wird

Stand: 06.05.2023, 12:40 Uhr

Etwas überraschend hat der 1. FC Köln am 31. Bundesliga-Spieltag die Erfolgsserie von Bayer 04 Leverkusen beendet. In hitziger Atmosphäre wurde Kölns Davie Selke zum Matchwinner.

Robert Andrich und Davie Selke sind am Freitagabend wohl keine Freunde mehr geworden. Immer wieder behakten sich der Mittelfeldspieler von Bayer 04 Leverkusen und der Stürmer des 1. FC Köln im rheinischen Duell. Das habe "vielleicht mit der Art zu tun, wie er spielt", sagte der Leverkusener später: "Das ist mir in vielen Situationen ein bisschen zu theatralisch. Und das habe ich eben öfter mal kundgetan."

Am Ende hatte Selke die besseren Argumente auf seiner Seite. Denn beim 2:1-Sieg der Kölner in Leverkusen erzielte der 28-Jährige beide Tore für den FC. In der 14. Minute köpfte er eine Flanke von Florian Kainz ins rechte Eck. In der 36. Minute verwertete er ein Zuspiel von Jan Thielmann. Der zwischenzeitliche Ausgleich von Amine Adlie (28.) war zu wenig für die an diesem Abend zu fahrig und ideenlos agierende Gastgeber.

Damit beendeten auch die Kölner die Leverkusener Serie von 14 Pflichtspielen in Folge ohne Niederlage. Während der 1. FC Köln den Klassenerhalt damit praktisch sicher hat, kassierte Leverkusen einen empfindlichen Rückschlag im Kampf um die Europapokal-Plätze.

Spiel mit Portion Extra-Emotionalität

Das Spiel stand unter besonderen Vorzeichen. Die umstrittene Verlegung der Partie auf Leverkusener Wunsch von Sonntag auf den Freitag hatte noch einmal einen Extraschub Emotionalität hereingebracht. Das zeigte sich sowohl auf den Rängen als auch auf dem Platz. Zu Beginn der zweiten Halbzeit warfen die Kölner Fans aus Protest gegen die Verlegung Tennisbälle auf das Spielfeld und sorgten für eine kurze Spielunterbrechung. Auf dem Rasen kam es öfter zu Rudelbildungen.

Es waren Bedingungen, wie geschaffen für Davie Selke, der die Stimmung durch seine Sticheleien immer wieder anfachte. "Find ich geil, find ich richtig gut", sagte Selke nach dem Spiel am WDR-Mikrofon. Angesprochen auf die Rudelbildungen ergänzte er: "Ich genieße das im Allgemeinen immer. Ich haue alles für meine Jungs raus."

Dabei musste Selke von seinem Trainer Steffen Baumgart sogar noch zurückgehalten werden: "Ich habe gesagt, dass wir ruhig bleiben müssen. Und ich bin alleine in der ersten Halbzeit zwei-, dreimal mit Davie ins Gespräch gegangen, weil ich nicht wollte, dass er durchs Provozieren Gelb sieht", sagte Baumgart. Ganz geklappt hat das nicht. Denn Selke sah in der 71. Minute doch noch die Gelbe Karte, weil er sich bei seiner Auswechslung zu viel Zeit ließ.

Erste Doppelpack für Selke seit 2018

Zuvor nutzte der Stürmer die hitzige Atmosphäre und die daraus entstandene Energie für seinen ersten Bundesliga-Doppelpack seit 2018. Damals traf er noch im Trikot von Hertha BSC in einem Spiel zwei Mal - gegen den 1. FC Köln. In der aktuellen Saison schraubte Selke sein Torkonto von zwei auf vier Treffer hoch und sicherte dem FC wie er selbst sagte "tabellarisch brutal wichtige Punkte".

Schon vor zwei Wochen gegen den TSG Hoffenheim steuerte Selke einen wichtigen Treffer zum 3:1-Sieg gegen einen direkten Konkurrenten bei. Zuvor traf der 28-Jährige, der im Winter aus Berlin nach Köln gekommen war, in zwölf Spielen nur ein Mal. Das war der bedeutungslose Ehrentreffer bei der 1:6-Niederlage in Dortmund. Für einen Spieler, der gekommen war, um die Kölner Sturmprobleme nach dem Abgang von Anthony Modeste zu lösen, war das anfangs zu wenig.

Baumgart: "Davie ist ein Spieler wie wenige"

Baumgart hat den Glauben an seinen Stürmer, der zwischendurch auch von Verletzungen zurückgeworfen wurde, aber nie verloren. "Davie ist ein Spieler wie wenige", sagte Baumgart nach dem Leverkusen-Spiel dem WDR. "Ich höre mir ja immer an, was Jungs nicht können und deswegen bin ich froh, dass Davie jetzt sein viertes Tor gemacht hat, dass er in den richtigen Positionen ist, dass er besser mit dem wie wir spielen klar kommt. Ich glaube, Davie ist das beste Beispiel für unsere Truppe. Die war im letzten Jahr abgeschrieben und jetzt sieht man, was die Jungs können."

Am kommenden Spieltag steht für Selke das nächste emotionale Spiel an. Am Freitag (20.30 Uhr) empfängt der FC Selkes Ex-Club Hertha BSC und kann dann den Klassenerhalt auch rechnerisch eintüten. In Berlin blieb für Selke lange nur die Joker-Rolle. Laut Thomas Kessler, Leiter der Lizenspielerabteilung des FC, sei Selke "aus keiner einfachen Situation" zum FC gekommen. Gut möglich, dass die Hertha in Köln um ihre letzte Chance im Kampf um den Klassenerhalt kämpft. Es könnte also wieder ein emotionales, ekliges Spiel werden. Bedingungen wie geschaffen für Davie Selke.

Quelle: lt