Neuer Abschnitt
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Bernd Neuendorf ist ein gewiefter Mann. Mit vielen politischen Wassern gewaschen. Nach seinem Politik-Studium hat er viele Jahre als Journalist gearbeitet, machte anschließend als Geschäftsführer in der NRW-SPD Karriere, für die er schließlich bis 2017 als Staatssekretär im Familienministerium saß. Seit Sommer 2019 ist er nun Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM). Und er weiß genau, wann der Zeitpunkt gekommen ist, sich öffentlichkeitswirksam zu äußern. In Sachen "Restart des Amateurfußballs" haben er und seine Leute offenbar entschieden: "Jetzt ist es soweit".
"Insbesondere für Kinder und Jugendliche muss eine Möglichkeit geschaffen werden, sukzessive wieder auf die Sportanlagen zurückzukehren", so Neuendorf auf einer Video-Pressekonferenz am Dienstagabend (16.02.21). Ausdrücklich unterstütze der FVM - so Neuendorf, einen entsprechenden Vorstoß des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen. Dieser sieht eine möglichst sofortige inzidenzbasierte Rückkehr auf die Sportplätze und die Ausrichtung des Vereinssports am Kita- und Schulbetrieb vor.
Einfache Runde soll eine Wertung ermöglichen
Dies war die eine Botschaft, welche die Fußballfunktionäre vom Verband Mittelrhein auch ihren Vereinen am gleichen Tag in einer Videoschalte mitgeteilt hatten, die andere lautete: Die laufende Saison kann nicht mehr in klassischer Hin- und Rückrunde absolviert werden. Dafür reicht die Zeit nicht mehr. Man wolle aber unbedingt eine wertbare Spielzeit hinbekommen. Dafür soll nun eine einfache Runde, in der jedes Team zumindest einmal gegen alle Ligakonkurrenten gespielt hat, herhalten.
Der Einfachheit halber will man die Saison also mit dem Spieltag fortsetzen, der bei der Unterbrechung Ende Oktober als nächstes angestanden hatte. Und dann sollen sich die restlichen Spieltage der Hinrunde anschließen. "Damit wir am Ende eine belastbare und wertbare Saison mit Auf- und Absteigern haben", erläuterte Markus Müller, Spielausschuss-Vorsitzender des FVM.
Anfang Mai müssen die Ligaspiele spätestens starten

So soll es bald wieder sein: FVM-Fußballer beim Training
So das theoretische Modell. Theoretisch, weil man ja nicht weiß, ab wann die Amateurfußballer tatsächlich Grünes Licht aus der Politik bekommen. "Wir wissen es derzeit nicht, tappen wie alle anderen im Dunkeln", betonte Neuendorf. Was sie beim FVM aber wissen, ist der Termin, wann die Saison wieder starten muss, um das Ziel zu erreichen: "In der ersten Maihälfte muss es spätestens wieder losgehen, damit wir am 30. Juni durch sind", so Müller. Zur Not müssen zwei Wochen Vorbereitung für die Vereine und Mannschaften reichen, bevor es nach Betreten des Sportplatzes wieder in die Ligaspiele gehe.
Gegen eine derart kurze Vorbereitungsphase gibt es teils heftigen Widerstand an der Basis - das wissen Neuendorf, Müller und seine Leute. Die Vereine fürchten massenhafte Muskelverletzungen bei den Spielern, wenn diese nach einer derart langen Pause so rasch schon wieder in den Wettspielmodus umschalten müssen. "Wir wissen, dass die meisten Teams nicht untätig sind und sich mit individuellen Trainingsprogrammen einigermaßen fit halten. Eine Grund-Fitness sollte also da sein", findet Neuendorf.
Kaum Mitgliederschwund
Den von vielen befürchteten Mitgliederschwund angesichts des langen Lockdowns haben sie beim Fußballverband Mittelrhein im Übrigen nicht feststellen können. "Fußballer sind vereinstreu - auch in der Krise", schlussfolgert FVM-Geschäftsführer Dirk Brennecke, der dazu Zahlen aus der fast abgeschlossenen Mitglieder-Bestandsaufnahme verriet: "Wir haben - da gerade fast alle Vereine ihre Mitgliederzahlen eingereicht haben - 2020 lediglich einen Verlust von 0,18 Prozent an Migliedern. Bei rund 134.000 Aktiven sind das gerade einmal 240 weniger als im Vorjahr", so Brennecke.
23 Oberligisten - das Problem am Niederrhein
Ganz so weit wie der FVM in seinen Vorstellungen sind sie beim Fußballverband Niederrhein (FVN) noch nicht, die Rahmenbedingungen sind dort aber die gleichen: "Auch wir haben den 30. Juni als Saisonende fix", erläutert Sprecher Henrik Lerch gegenüber dem WDR.
Beim FVN haben sie allerdings das Problem, dass ihre höchste Liga, die Oberliga Niederrhein mit 23 Teams extrem aufgebläht ist und entsprechend viele Spieltage zu absolvieren sind. "Bei den Oberligisten haben wir schon ein Meinungsbild eingeholt", sagt Lerch. Und das besagt: "Auch die Vereine wollen unbedingt eine Saisonwertung und wären mit einer einfachen Runde ohne Rückspiele einverstanden."
Amateurfußball in der Corona-Krise. Sportschau. 25.04.2020. 03:01 Min.. Verfügbar bis 25.04.2021. Das Erste.
Stand: 17.02.2021, 18:08