Fans auf der Platzanlage des Regionalligisten 1. FC Düren

Regionalliga West - Liga zwischen den Welten

Stand: 27.03.2023, 13:20 Uhr

Der WDFV facht mit der Verschärfung der Auflagen für die Regionalliga eine Diskussion neu an: Wo ist die Grenze zwischen Amateur- und Profifußball?

Von Michael Buchartz

Es schlug ein wie eine Bombe: Der Tabellen-Vierte Kaan-Marienborn wird für die kommende Saison keine Lizenz für die vierthöchste deutsche Spielklasse, die Regionalliga, beantragen. Das teilte der Klub am Freitag mit. Als Grund nannte er die höheren Auflagen des Westdeutschen Fußball-Verbandes. Eine Diskussion, die bereits während der Corona-Pandemie geführt wurde, ist nun neu entfacht: Ist die RL West Profi- oder Amateurliga?

Mehrere Teams von Verschärfungen betroffen

In der Tat verlangen die Verschärfungen zur neuen RL-Spielzeit mehr von den Klubs, vor allem in Sachen Stadion. So monierte der 1. FC Kaan-Marienborn in seiner Stellungnahme: "Der Westdeutsche Fußballverband hat uns mit der extremen und sehr plötzlichen Verschärfung der Lizenzauflagen die Grundlage genommen, um weiterhin in der Herkules Arena spielen zu dürfen."

Plötzlich lautet vor allem die Kritik aus Kaan-Marienborn. Und der Verein aus dem Sauerland ist nicht der Einzige, der für die neuen Auflagen nachbessern müsste: Beim 1. FC Düren sind ebenfalls Änderungen am Stadion notwendig. Genauso wie beim 1. FC Bocholt. Dieser hatte bereits im Februar angekündigt, sich im Austausch mit WDFV und der Stadtverwaltung zu befinden, um das Stadion regionalligatauglich zu machen. Eine Baugenehmigung liegt inzwischen vor.

Schirm verletzt Mann beim Regionalliga-Spiel

WDR Studios NRW 27.03.2023 00:43 Min. Verfügbar bis 27.06.2023 WDR Online


Wattenscheid-Chef Pozo y Tamayo: "Frage nach Aufwand und Ertrag"

Die neuen Auflagen haben eine Diskussion über große und kleine Vereine und den Aufwand in der Regionalliga in Gang gebracht. Der Vorsitzende der SG Wattenscheid, Christian Pozo y Tamayo, erklärte im "Reviersport": "Es wird sich ein elitärer Kreis bilden." Er selber habe sich auch schon öfter die Frage gestellt, ob Aufwand und Ertrag zusammenpassen würden.

In Wattenscheid hat man zwar ein taugliches Stadion, aber andere Kosten, die hoch zu Buche stehen. "Wir reden von einer Summe von 10.000 Euro für Sicherheit, wenn fanstarke und relativ professionelle Vereine wie Alemannia Aachen kommen." Laut Hochrechnung y Tamayos käme damit auf das Jahr gerechnet schnell ein Betrag zusammen, der fast einem Oberliga-Etat entspräche.

RWO und WDFV verweisen auf Profi-Umgang während Corona

Etwas anders sieht das Obrhausens Hajo Sommers. Der RWO-Chef glaube zwar, dass nun "einige Vereine keine Lizenz mehr beantragen werden", verwies aber darauf, dass die Klubs in der Corona-Pandemie darauf gepocht haben, als Profiliga anerkannt zu werden. "Dann muss man sie auch so behandeln", erklärte Sommers. Diese Argumentation hat auch der WDFV für die Verschärfung der Lizenzauflagen angebracht und rechtfertigte sich damit gegen die aufgekommene Kritik.

Pikant: Ausgerechnet Oberhausen, das keine Probleme mit den neuen Auflagen haben dürfte, hatte sich beim WDFV über Kaan-Marienborn beschwert und kritisiert, dass dort kein Geld in die Infrakstruktur gesteckt werde: "Die hauen alles nur in ihren Kader. Alles andere ist ihnen total egal." Als Gegenbeispiel nannte RWO-Chef Sommers den 1. FC Düren, wo sich "der Hintern aufgerissen werde", um die Auflagen zu erfüllen.

Ausweichstadion nur über ganze Spielzeit möglich

Möglicherweise gab aber unter anderem die Beschwerde Oberhausens den Anstoß zur Verschärfung der Regeln. "Oder es war die BVB-Rundreise, die mal hier und mal da gespielt haben", so Sommers in Anspielung auf die Reserve der Schwarz-Gelben in der verganenen Spielzeit.

Auch das geht zur neuen Saison nicht mehr. Es kann ein Ausweichstadion angegeben werden, dieses muss aber dann die gesamte Spielzeit genutzt werden. Ein "Umherziehen" für verschiedene Partien soll so verhindert werden. Damit drohen eine ganze Saison lang für betroffene Teams Heimspiele "auswärts".

Sonderfall: Sicherheitsbedenken der Behörden

Genau so würde es der TuS Bövinghausen bei einem Aufstieg in die Regionalliga handhaben. Das eigene Stadion reicht nicht aus, daher zöge er in der vierthöchsten Spielklasse ins benachbarte Hagen um. Dort steht das Ischelandstadion zur Verfügung. Die Verantwortlichen lobten die Verhandlungen über den Spielort: "Das ging super schnell mit der Stadt Hagen. Da hat die Verwaltung funktioniert, wie es ideal ist. Schnell, aufgeschlossen und unbürokratisch."

Es gibt übrigens einen Fall, bei dem ein Ausweichen trotz der Auflagen nötig würde: Wenn die Behörden dies aus Sicherheitsbedenken - beispielsweise bei zu hohem Fanaufkommen der Gäste - festlegen würden. "Dann muss im Einzelfall der Standort gewechselt werden", weist man beim Oberligisten ASC Dortmund auf den Sonderfall hin.

Lizenzfrist endet am 31. März

Bisher hat außer Kaan-Marienborn noch kein Verein angekündigt, die vierte Liga verlassen zu wollen. Auch die aufstiegsberechtigten Kandidaten aus der Oberliga wollen die Lizenz beantragen. Fast alle wollen zudem ihre eigenen Heimspielstätten aufrüsten oder besitzen bereits welche, die ausreichen. So lässt beispielsweise Oberligist Westfalia Rhynern, gleichzeitig Aufstiegskandidat, verlauten: "Wir sind bestens ausgestattet mit dem Westfalia-Sportpark. Ende März reichen wir alles ein."

Neubau des Westfalia-Sportparks in Rhynern

Neubau des Westfalia-Sportparks in Rhynern

Noch haben die Klubs Zeit für die Lizenzbeantragung. Am 31. März endet die Frist beim Verband. Erst dann wird klar sein, ob die verschärften Auflagen zu mehr Problemen in der Liga führen oder ob sie ein notwendiger und akzeptierter Schritt in Richtung Professionalisierung sind.