Der 1. FC Bocholt hat Spieler hervorgebracht, die im deutschen Fußball einen klangvollen Namen haben. Roland Wohlfarth ist zu nennen, gebürtiger Bocholter, der in den 80er und 90er Jahren mehr als 100 Bundesliga-Tore für Bayern München schoss. Oder Robin Gosens aus Emmerich, jetzt Inter Mailand, der in der Jugend für den 1. FC Bocholt spielte. Oder Simon Terodde vom FC Schalke, ebenfalls ein gebürtiger Bocholter.
Der Verein mit großer Tradition, der 1977/78 und 1980/81 sogar zwei Spielzeiten in der 2. Liga Nord verbrachte, war in den vergangenen Jahrzehnten in der Versenkung verschwunden. Das hat sich nun mit der Meisterschaft in der Oberliga Nordrhein vor wenigen Wochen geändert. Nach langen 25 Jahren kehrt der 1. FC Bocholt in die Regionalliga West zurück.
Vorfreude auf Duelle gegen Münster und Oberhausen
Endlich - wie die Bocholter wohl sagen. Schon vor einem Jahr waren die "Schwatten" nämlich reif für die Regionalliga-Rückkehr. Corona und der Saisonabbruch machten damals einen Strich durch die Rechnung. Das ist vergessen, denn jetzt ist man wieder da und freut sich auf große regionale Duelle wie gegen Preußen Münster oder Rot-Weiß Oberhausen.

Bocholts sportlicher Leiter Marcus John
"Die Aufbruchstimmung in der Stadt und im Umfeld ist deutlich zu spüren", sagt Marcus John, seit drei Monaten Sportlicher Leiter beim Klub, gegenüber dem WDR. So waren beispielsweise zum entscheidenden Aufstiegsspiel in der Oberliga Niederrhein gegen den TSV Meerbusch (5:0) Ende Mai mehr als 3.000 Zuschauer an den ehrwürdigen Bocholter Hünting gekommen.
Unterstützung mehrerer Unternehmen
Der sportliche Erfolg in Bocholt ist kein Zufallsprodukt. Schon in den vergangenen Jahren hat sich der Verein immer professioneller aufgestellt. Dabei hat der Klub nicht den einen großen Geldgeber in der Hinterhand, sondern mehrere Unternehmen taten sich zusammen, um den Bocholter Fußball zu unterstützen.
Über Etatzahlen spricht man laut Marcus John nicht. Nur soviel: Der sportliche Leiter soll so arbeiten können, dass die Regionalliga auf jeden Fall gehalten werden kann. Das traut John der Mannschaft, die fast ausschließlich aus Spielern aus der Region besteht, auch zu. "Wir wollen uns nicht die 17 anderen Stadien anschauen, sagen 'Oh, ist das schön hier' und dann die Punkte da lassen", sagt John und ist überzeugt, dass sein Klub kein "One-Hit-Wonder" in der Regionalliga wird.
Cheftrainer mit 26 Jahren

Der junge Cheftrainer Jan Winking
Eine entscheidende Rolle beim Ziel Klassenerhalt spielt dabei ein junger Mann: Cheftrainer Jan Winking ist erst 26 Jahre alt, genießt mit seinem ebenfalls jungen Trainerteam das Vertrauen des ganzen Klubs. Marcus John vergleicht ihn mit einem berühmten Kollegen vom FC Bayern: "Er ist vom Typ her wie Julian Nagelsmann - kein Oberlehrer, der allen sagt, so wird es gemacht, sondern menschlich sehr okay und fachlich stark."
Dass er das Zeug hat, den Klub nicht nur in die vierthöchste Liga zu führen, sondern dort auch zu etablieren, will Winking nun beweisen. In zwei Wochen startet die Mannschaft mit dem Auswärtsspiel beim Mitaufsteiger 1. FC Düren in die Saison, und bei den "Schwatten" ist man mehr als gespannt, wie sich das Team in der neuen Liga schlägt.