Übergewichtiger Junge am Stand

Folge der Corona-Maßnahmen: Deutlich mehr übergewichtige Kinder

Stand: 09.09.2021, 20:37 Uhr

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben viele Kinder und Jugendliche krank gemacht. Die meisten sind vom Virus verschont geblieben, aber die Folgen von Lockdown und Distanzunterricht machen ihnen zu schaffen.

Die Daten sind alarmierend: Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der Jungen und Mädchen, die wegen Fettleibigkeit behandelt werden mussten, sprunghaft angestiegen - um 60 Prozent im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019. Ein Rekord.

Ähnlich der Anstieg bei den Magersüchtigen und Bulimiekranken: Hier meldeten die Krankenhäuser zehn Prozent mehr Patienten.

Angststörungen und Depressionen

Und auch auf die Psyche schlug die Pandemie. Allein im zweiten Lockdown wurden acht Prozent mehr Kinder und Jugendliche stationär behandelt - wegen Angststörungen und Depressionen. Die ambulant Behandelten sind da noch gar nicht mitgezählt.

Dabei könnte das Bild noch düsterer sein. Denn hier wurden nur die Daten der Kinder und Jugendlichen erhoben, die bei der DAK versichert sind - Basis für einen "Corona-Sonderreport", der am Donnerstag vorgestellt wurde.

Noch lange keine Normalität

Die Ergebnisse reichen aber aus, um Experten zu alarmieren. "Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben deutlich negative Effekte auf die Kinder- und Jugendgesundheit", so Thomas Fischbach, Präsident des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte. "Diese Effekte werden uns noch nachhaltig beschäftigen. Es wird noch lange dauern, bis wir zur Normalität zurückkehren können."

Ein Marshall-Plan gegen Fettleibigkeit

Ein "Aktionsplan Kindergesundheit" muss her, fordert deswegen DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Ulf Gebken, Professor für Sozialwissenschaften des Sports an der Uni Duisburg-Essen, denkt sogar an eine Art "Marschall-Plan", eine gemeinsame Anstrengung, mit der vor allem sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche dazu gebracht werden sollen, sich besser zu ernähren und mehr zu bewegen.

Das können auch einfache psychomotorische Übungen sein - Hauptsache, sie finden in der Schule statt. "Es genügt nicht zu sagen, geht in den Verein - da kommen diese Kinder nicht", sagte Gebken im WDR 2-Interview. Aber "alle Kinder gehen in die Schule".