Genau vor einem Jahr passiert das bis dahin Unvorstellbare: Am 24. Februar befiehlt der russische Präsident Wladimir Putin seinen Truppen, in die Ukraine einzumarschieren. "Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht", sagt Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die als erste Vertreterin der Bundesregierung vor die Kameras tritt.
Zwei Tage später entschließt sich die Bundesregierung zu einem Schritt, den bis dahin ebenfalls kaum jemand für möglich gehalten hätte: Sie liefert deutsche Waffen in einen Krieg gegen eine Atommacht. Am darauffolgenden Tag erklärt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dann vor dem Bundestag das Prinzip der historisch bedingten militärischen Zurückhaltung Deutschlands für beendet. Und sagt: "Wir erleben eine Zeitenwende."
Darüber hinaus kündigt Scholz an, die Bundeswehr mit einem 100-Milliarden-Programm aufzurüsten und Deutschland durch eine Wende in der Energiepolitik unabhängig von russischem Gas zu machen.
Eine Zeitenwende bedeutet der Beginn des Ukraine-Kriegs aber auch für die Haltung, Sichtweisen und Glaubenssätze vieler Menschen: Kriegsdienstverweigerer überdenken ihre damalige Entscheidung. Pazifisten werden zu Befürwortern von Waffenlieferungen. Und diejenigen, die sich stets für einen Dialog mit Russland stark gemacht haben, stellen ihr langjähriges Engagement in Frage. Vieles davon hätten sie vor dem 24.02.2022 nicht für möglich gehalten – ebenso wenig, wie den Beginn des Kriegs selbst.
Welche Gewissheiten erschüttert der Ukraine-Krieg bei Ihnen? Inwiefern hat sich Ihre Haltung zu bestimmten Themen verändert? Wie haben Sie vor dem Krieg über Dinge wie Kriegsdienstverweigerung und Waffenlieferungen gedacht – und wie tun Sie es heute? Welche Glaubenssätze gelten bei Ihnen nach wie vor – welche nicht mehr? Hat sich vielleicht sogar Ihr Weltbild durch den Ukraine-Krieg verändert?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Prof. Dr. Johannes Grotzky, Journalist und Russland-Experte
Redaktion: Valentina Dobrosavljevic und Ulrich Horstmann