Lange waren Fußgänger:innen in der Stadt- und Verkehrsplanung lediglich die Restgröße, der Bürgersteig freie Verfügungsmasse. In vielen Kommunen ist es üblich, dass sie zugeparkt und vollgestellt werden. Außengastronomie, halbseitiges Parken, Stellplatz für Motoräder, Fahrräder und neuerdings E-Scooter, Sperrmüll, Fahrradfahrer:innen: Wer wirklich auf den Gehweg angewiesen ist, muss sich gegen andere Nutzer:innen durchsetzen oder auf die Fahrbahn ausweichen. Für Senior:innen mit Rollator, für Menschn im Rollstuhl, aber auch für Kinder oder Eltern mit Kinderwagen ist das ein echtes Sicherheitsproblem.
Die Kommunen haben das Problem lange ignoriert, sagen manche. Die illegalen Nutzungen sind geduldet und zur Gewohnheit geworden. Und nur langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass der Fußverkehr systematisch gestärkt werden muss. Er ist nicht nur gesund und schont das Klima. Zu Fuß kommen die Menschen auch mehr miteinander in Kontakt. Im Verbund mit Fahrrädern, Bussen und Bahnen sollen sie das Auto als vorrangiges Transportmittel in der Stadt ablösen. Doch dafür brauchen sie Platz. In Berlin soll seit 2021 ein breiter gefasstes Mobilitätsgesetz Abhilfe schaffen. In anderen Städten hat die Politik städtische Fußgängerbeauftragte eingesetzt. Die Gesetzgebung soll dafür den Kommunen mehr Freiheiten bei der Verkehrsplanung einräumen, so eine Forderung der Fußgängerlobby. Fortschritte scheinen dennoch mühsam.
Wie stehen Sie zum Fußverkehr? Wie gerne sind Sie zu Fuß unterwegs? Was ärgert Sie und was schätzen Sie daran? Wie sieht es auf den Bürgersteigen in ihrer Nachbarschaft aus? Welche Beispiele für Verbesserungen kennen Sie aus Ihrer Stadt? Oder fürchten Sie eher um Ihren Parkplatz, wenn das illegale Parken auf dem Gehweg konsequent bestraft würde? Haben wir genug Platz für alle?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Wolfgang Packmohr, Vorstand FUSS e.V., ehem. Leiter der Direktion Verkehr beim Polizeipräsidium Essen
Redaktion: Ulrich Horstmann und Gundi Große