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Rezepte gegen Medikamentenknappheit – Was hilft?

Antibiotika, Fiebersaft und Schmerzmittel: Einige Medikamente sind derzeit knapp. Ein Grund: Lieferschwierigkeiten in China und Indien. Die Lösung der Regierung: mehr Geld für die Produzenten und damit steigende Arzneimittelkosten. Was halten Sie davon? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!

Als Reaktion auf die aktuellen Lieferengpässe bei Medikamenten plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unter anderem Änderungen bei den Preisregeln. So sollen die Krankenkassen die Kosten für teure Ausweichmedikamente übernehmen. Längerfristig will er dafür sorgen, dass die Preisvorschriften für bestimmte Präparate gelockert werden. Dann lässt sich in Deutschland mehr Geld verdienen und wir werden deshalb von den Herstellern beliefert. So die Logik der Argumentation.

Neben Kinderarzneimitteln wie Fieber- und Hustensäfte sind auch Krebsmedikamente und Antibiotika derzeit knapp. Ein Grund: Krankenkassen müssen mit den günstigsten Herstellern Verträge schließen und die Apotheken dürfen dann nur diese Arzneimittel abgeben. Die Folge: Die Produktion wurde in Billiglohnländern konzentriert und die Zahl der Anbieter ist gesunken. Die beliefern bei Engpässen erstmal die Kunden, die besser zahlen. "Die Discounter-Politik hat die Arzneimittelversorgung kontinuierlich über Jahrzehnte verschlechtert", sagt Karl Lauterbach.

Kritik an den geplanten Änderungen des Bundesgesundheitsministers kommt von den gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Den Festbetrag für bestimmte Medikamente pauschal um 50 Prozent zu erhöhen, sei "ein beeindruckendes Weihnachtsgeschenk für die Pharmaunternehmen", so die Vorstandschefin des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer. Die Pharmabranche hingegen begrüßte die Pläne Lauterbachs. Das Ministerium habe endlich erkannt, dass das "Hauptsache-Billig-Prinzip" die Versorgung destabilisiert habe und zu Engpässen führe, sagte der Geschäftsführer des Verbands Pro Generika, Bork Bretthauer.

Wenn die Hersteller mehr verdienen, gibt es in der Apotheke auch wieder Medizin. Was halten Sie von Lauterbachs Argument? Wenn die Versorgung durch höhere Gewinne der Pharmafirmen sichergestellt wird, muss jemand dafür zahlen. Sind Sie dazu bereit? Erinnern Sie sich noch an die ehrgeizigen Pläne, die Kosten für Arzneimittel zu begrenzen. Können Sie nachvollziehen, dass das jetzt keine Rolle mehr spielt?

Wäre es ratsam, erstmal das Ende der Infektionswelle abzuwarten und nicht gleich das ganze System umzubauen? Haben Sie selbst schon die Engpässe bei Medikamenten gespürt? Wie gehen Sie damit um? Müssen sich auch die Apotheken fragen lassen, welche Rolle sie spielen bei der Knappheit der Medikamente und den Gewinnmargen für die Hersteller?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Thomas Rochell, Apotheker, Vorsitzender Apothekerverband Westfalen-Lippe

Redaktion: Willi Schlichting und Chris Hulin

Rezepte gegen Medikamentenknappheit – Was hilft?

WDR 5 Tagesgespräch 21.12.2022 45:35 Min. Verfügbar bis 21.12.2023 WDR 5


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