Gestern Mittag brachten mehr als 2000 Sprengladungen 17.000 Tonnen Stahl und Beton zu Fall. Die Rahmedetalbrücke ging planmäßig in die Knie. So wie unsere Infrastruktur. Beeindruckende Bilder, aber angesichts von hunderten sanierungsbedürftigen Brücken in NRW nur ein kleiner Schritt auf einem langem Weg.
In Lüdenscheid werden Jahre vergehen, bis die neue Brücke befahren werden kann. In der Zwischenzeit leiden Anwohner:innen und Nutzer:innen weiter unter den Ausweichstrecken, die Lüdenscheider insbesondere unter den Lkw im Ortskern. Der ganze Wirtschaftsraum unter der fehlenden Anbindung.
Im Landtag will die Opposition aufarbeiten, wie es soweit kommen konnte. Auf Bundesebene sollen Gesetze eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren für konkrete Vorhaben ermöglichen. Für die Lüdenscheider kommt das vermutlich zu spät. Und ohnehin: Fachkräftemangel, Bürokratie, Widerstände vor Ort und der Naturschutz gehören zu den schwer zu beseitigenden Ursachen für lange Bauzeiten.
Dahinter stehen auch die Fragen, wie ein Land, das unverändert und in hohem Maße vom Straßenverkehr abhängig ist, mit der Herausforderung umgeht, die in die Jahre gekommene Auto-Infrastruktur zu erhalten, sie stellenweise zu ersetzen, und worauf wir uns in der Zwischenzeit einstellen müssen. Denn sicher ist, dass uns die mit den Sanierungen verbundenen Einschränkungen vielerorts noch eine Weile erhalten bleiben.
Haben Sie die Sprengung der Brücke verfolgt? Was sehen Sie darin: Aufbruch oder Armutszeugnis? Sind Sie von den maroden Verkehrswegen selbst betroffen – an der A 45 oder anderswo? Brauchen wir kürzere Genehmigungsverfahren und mehr Geld? Wie wäre es, wenn wir alle – zweckgebunden – mit einer Pkw-Maut die Finanzierung schaffen für den Erhalt unserer Infrastruktur?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Wolfgang Stölzle, Professor für Logistik-Management und Direktor des Instituts für Supply Chain Management an der Universität St. Gallen
Redaktion: Willi Schlichting und Barbara Geschwinde