Ein Flüchtling arbeitet in der Lernwerkstatt auf dem Gelände der Bayernkaserne unter professioneller Anleitung an einem Werkstück.

Ohne Zuwanderer wird Deutschland ärmer

Stand: 12.01.2023, 15:49 Uhr

Der Jahresanfang wäre eine gute Gelegenheit, über die Vorteile von Zuwanderung zu sprechen. Stattdessen debattieren wir über die vermeintlich gescheiterte Integration. Das wird keine Fachkräfte für Deutschland begeistern, meint Yassin Musharbash.

Der Anfang dieses Jahres wäre eine gute Gelegenheit gewesen, über die Vorteile von Zuwanderung zu sprechen. Darüber, wie Deutschland attraktiv werden kann für Fachkräfte aus dem Ausland. Denn nur mit hunderttausenden Einwanderern pro Jahr kann Deutschland seinen Wohlstand erhalten, können bestimmte Branchen überleben, kann die Pflege von Millionen Bürgerinnen und Bürgern gewährleistet werden. Ein Gesetz, das diese Menschen anlocken und hier auch halten soll, hat die Bundesregierung gerade erst auf den Weg gebracht.

Wie Deutschland von Zuwanderung profitiert

Stattdessen, der Silvesternacht sei Dank, debattiert die Republik nun das exakte Gegenteil: Den vermeintlich miserablen Stand der Integration von Ausländern in die deutsche Gesellschaft. Und wie man möglichst viele von ihnen wieder loswerden kann. Es ist eine ausgeleierte Schallplatte, die in schiefen Tönen immer wieder davon klagt, dass Migranten netto leider nur Probleme ins Land bringen.

Selbstverständlich müssen Defizite in der Integration diskutiert und angegangen werden. Aber: Es schneidet sich ins eigene Fleisch, wer es zulässt, dass ein paar Dutzend Böller-Idioten alle historischen Erfolge Deutschlands als Zuwanderungsland in Zweifel ziehen – und alle zukünftigen Erfolge gefährden.

Denn die Wahrheit ist: Ohne Zuwanderer wäre Deutschland ein ärmeres Land geblieben. Und ohne neue Zuwanderer wird Deutschland ein ärmeres Land werden.

Wir müssen Zuwanderern etwas anbieten

Wir sind dabei übrigens die Bittsteller. Die Vorstellung, Deutschland müsse nur mit dem Finger schnipsen, damit hochqualifizierte Ingenieure sich ins Flugzeug nach Almanya setzen, ist widerlegt. Außerdem brauchen wir nicht nur Akademiker. Wir müssen also etwas anbieten. Nicht nur Geld. Auch ein gesellschaftliches Klima, das Einwanderung nach Köln oder Cotbus sexy macht. 

Ein Land zu sein, das weiß, was es an seinen Zuwandererinnen und Zuwanderern hat; das Integrationsprobleme ohne Hysterie in Angriff nimmt; das mit Diversität souverän umgehen kann: Das wäre ein Standortvorteil.

In diesem Sinne: uns allen ein frohes neues Einwanderungsjahr 2023!

Redaktion: Consuelo Squillante