Blick auf den Barbarossaplatz in Köln

Mehr Bewegung wagen!

Stand: 13.12.2022, 14:07 Uhr

Die Deutschen bewegen sich zu wenig, werden krank und depressiv. Auf dem Weg in die Bequemlichkeit haben wir eine Infrastruktur geschaffen, die Bewegungslosigkeit fördert. Deshalb brauchen wir eine bewegungsfreundliche Raumplanung, kommentiert Tanja Busse.

Von Tanja Busse

Mit etwas Abstand betrachtet, ist es eine absurde Entwicklung: Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben wir beinahe sämtliche Bewegungsabläufe des Alltags elektrifiziert oder motorisiert - mit fossiler Energie, die besser im Boden geblieben wäre: Das Auto fährt zum Einkaufen, der Laubsauger ersetzt den Rechen, der Aufzug die Treppe, die Fernbedienung den Weg zum Bildschirm und - selbst die Kurbel am Autofenster war uns zu anstrengend.

Bewegunslosigkeit macht uns krank

Und nun schlagen Mediziner, Psychologinnen und Sportverbände Alarm: Wir brauchen wir einen Bewegungsgipfel! Die Deutschen bewegen sich zu wenig, werden krank und depressiv. Das Problem: Auf dem Weg in die Bequemlichkeit haben wir eine Infrastruktur geschaffen, die Bewegungslosigkeit fördert. Wo es keine Kurbeln mehr gibt, kann nicht gekurbelt werden. Beinahe alle Verkehrswege sind so auf das klima- und bewegungsfeindliche Automobil ausgerichtet, dass Radfahren und Zu-Fuß-gehen gefährlich ist, vor allem für Kinder. 

Deshalb ist es sehr sinnvoll, dass der Bundesgesundheitsminister und die für Sport zuständige Innenministerin zum Bewegungsgipfel sechs weitere Ministerien eingeladen haben und dass sie in ihrer Gipfelerklärung "Bewegung und Sport für alle" so einen weiten Bogen schlagen: Von Gesundheit zu Inklusion, von frühkindlicher Bildung zu Alltagsmobilität und zum urbanen Grün.

Trend zu mehr Bewegung würde vieles verändern

Denn ein sportpolitisches Gesamtkonzept ist viel mehr als die Sanierung von Turnhallen und die Förderung des Leistungssports. Darüber hinaus braucht es eine neue bewegungsfreundliche Raumplanung. Englische Architektinnen und Psychologinnen haben Entwürfe entwickelt, wie Innenstädte zum Spazieren, Klettern, Toben und Sportmachen einladen, und das sieht fantastisch aus.

Das Schönste aber: Das kann auch bei der Anpassung an die Klimakrise helfen, beim Schutz der biologischen Vielfalt und beim Katastrophenschutz. Wir brauchen Schwammlandschaften, die Starkregen aufsaugen, wir brauchen mehr Stadtgrün, das nachweislich die Gesundheit fördert, Tropennächte kühlt und obendrein gefährdete Arten schützen kann. Solche Landschaften lassen sich wunderbar mit Radwegen kombinieren, mit Bewegungsangeboten und - ganz klassisch - Kletterbäumen.

Tolle Gipfelerklärung, bitte ganz schnell verwirklichen!

Mehr Bewegung wagen!

WDR 5 Politikum - Kommentar 13.12.2022 02:23 Min. Verfügbar bis 13.12.2023 WDR 5 Von Tanja Busse


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Redaktion: Moritz Folk