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Uwe Schauß, Theologe
Martin Bubers Schrift erschien erstmals im Jahr 1923. Das Besondere an "Ich und Du" ist hier ein im Grunde einfacher Ansatz, der die ganze Komplexität der Verhältnisse des Menschen in der Welt spiegelt. Buber formulierte zwei "Grundworte", die als Schlüssel zur Welt dienen können: "Ich-Du" und "Ich-Es".
Diese Wortpaare beschreiben einerseits das Verhältnis zum anderen Menschen, zum Gegenüber (und das zu Gott) – und andererseits das Verhältnis zur Welt. Grundlage von Bubers Philosophie ist ein "dialogisches Prinzip": Die Beziehungen sind alles entscheidend.
Die erste Person, das "Ich" ist erst einmal von zentraler Bedeutung; es gibt ein erkennendes Subjekt und dessen Blickpunkt in der Welt. Allerdings ist das nur die halbe Miete, es geht also keineswegs um pure Selbstschau. Im Gegenteil: Das "Ich" ist in Beziehung mit dem "Du" - und es ist in Beziehung mit dem "Es". Was zugleich heißt: Kein "Ich" ohne "Du" oder "Es".
Damit wird die Idee zurückgewiesen, es könne ein Subjekt geben, das von der Welt ganz unabhängig ist. Im Gegenteil: Welt und Ich erschließen sich im Miteinander und eben im Dialog. Interessant ist nun auch das "Zwischen", in dem sich Beziehungen entfalten können, zum Beispiel die Liebe. "Alles wirkliche Leben ist Begegnung", sagt Martin Buber.
Begegnung und Beziehung existiert nun allerdings nicht nur im Verhältnis mit Personen oder im Verhältnis zu Gott. Auch Dinge können gemeint sein. Und damit rücken auch aktuelle Fragestellungen wie die Klimakrise in die Sphäre des "Ich und Du" - was hat uns Martin Bubers Philosophie heute dazu zu sagen?
Braucht es ein "Du", um "Ich" sein zu können? Was geschieht dazwischen? Welche Bedeutung haben Beziehungen für Sie?
Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.
Redaktion: Gundi Große
Literaturhinweise:
Martin Buber: Ich und Du. Reclam Verlag, 2021.
Uwe Schauß: Noch einmal: "Ich und Du". Im Dialog mit Martin Bubers Klassiker nach hundert Jahren. Königshausen & Neumann, 2022.