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Utopisch zu denken, heißt ja immer auch, sich die Zukunft auszumalen, das ist ein unabdingbarer Bestandteil des Begriffs der Utopie. Nun ist es aber so, dass eine konkrete Zukunft schwer vorstellbar ist, wenn schon die Gegenwart von Krisen erschüttert wird, die keine mögliche Lösung zu haben scheinen. Hinzu kommt: Durch die Diskussionen um die Folgen des Klimawandels sind Zukunftsräume besetzt – mit weiteren Krisenszenarien bis hin zu einer existenziellen Gefährdung der Zukunft der Menschheit an sich. Wie soll da noch eine Utopie denkbar sein. Das sind andere Voraussetzungen als zum Beginn des 20. Jahrhunderts, das nicht zuletzt auch vom Werk des Philosophen Friedrich Nietzsche geprägt war. Er forderte ein radikal neues Denken. “Alles sollte anders werden, und am besten auch gleich der Mensch“, so fasst es der Publizist Peter Neumann zusammen. Dem gegenüber stellte Jürgen Habermas schon in den 1980er Jahren eine “Erschöpfung der Utopien“ fest: Von der Energie des Aufbruchs, den die Französische Revolution und generell das Zeitalter der Aufklärung bedeutete, war nicht mehr viel zu spüren. Und der – durchaus auch utopische – Glauben an den technischen Fortschritt steht längst ebenfalls in Frage.

Der Philosoph Peter Neumann
Heute stellen wir fest, dass sich das “Ende der Geschichte“ mit dem System-Sieg der liberalen Demokratie, von dem Francis Fukuyama schrieb, nicht eingestellt hat. Im Gegenteil, wir stehen, so wird es oft beschrieben, in vielfacher Hinsicht an einer Zeitenwende. Das muss nun aber nicht nur ausschließlich Schlechtes bedeuten – sind utopische Perspektiven vielleicht zumindest im Kleinen möglich?
Macht Utopie heute noch Sinn? Ist die Zukunft überhaupt noch positiv denkbar? Welche Rolle spielt utopisches Denken für Sie? Und wie geht utopisches Handeln?
Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.
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Redaktion: Gundi Große
Literaturhinweis:
Peter Neumann: Feuerland. Eine Reise in lange Jahrhundert der Utopien. 1883 - 2020. Siedler Verlag, 2022.