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So lautete die Aufgabe aus dem Lehrbuch "Zugänge zur Philosophie – Einführungsphase", an dem Matthias Schulze mit gearbeitet hat: "Ein türkischer Familienvater in Deutschland verheiratet seine Tochter ohne deren Einverständnis mit dem Sohn seines Bruders, um diesem eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland und damit eine Existenz zu sichern. Besprich die Situation mit deiner/m Tischnachbarin/Tischnachbarn. Welche Konflikte seht ihr darin?"

Matthias Schulze, Philosoph
In der Unterrichtssituation wurde die Aufgabe wohl nicht hinterfragt. Dafür entwickelte sich eine Diskussion in den sozialen Medien, die bald auch von den klassischen Medien aufgegriffen wurde. Thema: Werden in dem Fallbeispiel türkischstämmige Schülerinnen und Schüler benachteiligt? Die Schule entschuldigte sich, das Schulministerium kündigte eine Überprüfung des Schulbuchs an. Aus der Philosophie-Aufgabe wurde ein Politikum.
Dieser Fall hat nun also eine politische, eine didaktische und eine philosophische Dimension. Den Diskriminierungsvorwurf weist Matthias Schulze entschieden zurück, denn in dem Beispiel eines Einzelfalls, der auf realen Begebenheiten beruht, werde ja nicht etwas über alle türkischstämmigen Deutschen gesagt, zudem erfolge im Unterricht eine didaktische Einbettung. Es gehe um die Diskussion kulturell unterschiedlich geprägter Moralvorstellungen – mit dem Appell, von eigenen Vorurteilen Abstand zu nehmen.
Matthias Schulz kritisiert die Reaktion des Schulministeriums und Teile der Argumente der Debatte seinerseits deutlich: "Der Angriff gegen die Schule und das Schulbuch ist exemplarisch für eine zunehmende Gefährdung der für den Philosophie-Unterricht und die Demokratie insgesamt unverzichtbaren Freiheit der offenen Diskussion."
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Wie beurteilen Sie die Schulbuch-Aufgabe?
Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de
Redaktion: Gundi Große