Die Psychoanalyse geht auf den Arzt, Psychologen und Kulturtheoretiker Sigmund Freud zurück, der von 1856 bis 1939 lebt. Seine Erkenntnis: Der Mensch ist nur bedingt ein “Herr im eigenen Haus“; er ist nicht nur von seinem Verstand, sondern auch von seinem Unbewussten bestimmt. Zugang dadurch erhalten wir beispielsweise durch Fehlleistungen oder durch Träume.
Entscheidend ist auch, dass die individuelle Persönlichkeit von früher Kindheit an in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen geprägt wird. Die Psychoanalyse, die Freud aus seiner Erkenntnis entwickelte, ist sowohl eine Theorie wie auch eine Methode. “In Psychoanalysen bemühen wir uns um eine Befreiung von neurotisch oder traumatisch bedingten Einengungen, zugleich geht es aber auch um die trauernde Anerkennung nicht veränderbarer Gegebenheiten“, sagt der Psychiater und Psychotherapeut Martin Teising.

Der Psychiater und Psychotherapeut Martin Teising
Die Erkenntnisse der Freudschen Psychoanalyse als Theorie haben das Menschenbild tiefgreifend verändert und sind bis heute so wirksam wie relevant. Zum Beispiel bei der Frage, wie autonom wir denken, entscheiden und agieren. Das Autonomieverständnis unserer Zeit geht von einer weitgehenden Unabhängigkeit aus, und das hat immense Konsequenzen für viele gesellschaftliche Bereiche. Genauer – und psychoanalytisch – betrachtet, stellt sich aber immer noch und immer wieder die Frage, ob so eine umfassende Autonomieverständnis überhaupt gerechtfertigt ist.
Wie stehen Sie zu Freud und zur Psychoanalyse? Haben Sie Erfahrungen mit der Methode? Welche Situationen in Ihrem Leben haben Ihnen bewusst gemacht, wie sehr das Unbewusste Ihr Handeln bestimmt, und was hat diese Erkenntnis bei Ihnen ausgelöst? Wie autonom sind wir eigentlich in unserem Leben und in unseren Entscheidungen?
Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.
Redaktion: Gundi Große & Tobias Gehle