Was kennzeichnet für Sie eine gute Nähe/Distanz zu Ihren Mitmenschen?

Das Leben ist ein ständiger Prozess der Begegnung auf vielen verschiedenen Ebenen. Wir brauchen ein persönliches Miteinander – notfalls auch mit digitalen Mitteln. Aber reicht das? Was macht wahrhafte Begegnung aus?

Begegnung findet jederzeit statt – und kann sehr unterschiedlicher Natur sein: Wir rempeln uns in der U-Bahn versehentlich an. Wir treffen zufällig alte Bekannte. Wir treten gezielt mit jemandem in Kontakt. Sich zu begegnen, bedeutet ein Miteinander. Aber im Begriff des "Begegnens" findet sich auch der "Gegner" wieder.

Begegung, das heißt, dass Nähe und Distanz wechseln. Und dass eine Beziehung zu einem Gegenüber entsteht. Wir lassen uns bewusst auf das ein, was uns verbindet – oder auch trennt. Begegnung kann geplant sein oder ein unerwartetes Ereignis. Und schon ein flüchtiger Moment kann eine Begegnung sein, wenn in diesem Moment etwas Besonderes entsteht, das man zum Beispiel mit "Nähe" beschreiben kann.

Was macht Nähe aus? Und welche Nähe brauchen wir, um ein Miteinander tatsächlich zu erleben? Der Mensch ist ein soziales Wesen, das ist eine Erkenntnis, die so alt ist wie das Nachdenken über den Menschen. Die Nähe anderer Menschen ist lebensnotwendig, zugleich kommt es mitunter auch entscheidend auf die Abgrenzung an, um ein gutes Leben führen und in der Gemeinschaft bestehen zu können.

Die Philosophin Ina Schmidt

Offensichtlich gilt es, dieses "Spiel aus Nähe und Distanz spielen zu lernen", sagt die Philosophin Ina Schmidt, um als Individuum in einer Gemeinschaft bestehen zu können. Wobei sich in einer globalen Gesellschaft natürlich auch die Frage stellt, wie viel Individualität überhaupt möglich ist. Denn wer nur darauf achtet, möglichst originell zu sein, um sich vom Mainstream abzugrenzen, der hat möglicherweise letztlich nur noch sich selbst im Blick, das Gegenteil von Begegnung. Was genau macht die Qualität von Begegnung aus? Wie lassen sich Nähe und Distanz optimal ausbalancieren? Welche Rolle spielen Begegnungen für Sie?

Redaktion: Gundi Große

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