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Wie beurteilen Sie den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft?
Krisen allerorten und der Krisenmodus als Dauerzustand: Unsere Gesellschaft steckt einer immensen Zerreissprobe. Das zeigt sich nicht zuletzt auch in den erbitterten Diskursen über den Umgang mit den Krisen. Solidarität könnte eine Antwort sein, meint der Soziologe Heinz Bude.
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Solidarität meint, dass Menschen, die ähnliche Haltungen teilen, zusammenhalten. Und sich einander verbunden fühlen. Mitglieder einer Gruppe treten für einen bestimmten Wertekanon ein, den sie teilen. Das hält zusammen – und da ist ein gemeinsames Wir, um das es der Gruppe geht.
Solidarität verbindet man mit der Geschichte der Arbeiterbewegung. Tatsächlich ist der Begriff viel älter. Der antike Philosoph Aristoteles dachte über Freundschaft und Solidarität nach, im Christentum findet sie sich in der Brüderlichkeitsethik. Im Römischen Reich fand sie sogar Einzug ins Rechtssystem: "Alle für einen und einer für alle." Und die moderne Geschichte der Idee der Solidarität begann mit der Französischen Revolution: "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit."

Der Soziologe Heinz Bude
"Alle für einen und einer für alle" – dieser Satz beschreibt einen Zusammenhang zwischen der Gesamtverantwortung und der des Einzelnen. Solidarität ist auch eine Frage der Gerechtigkeit – in mehr oder minder ungleichen Gesellschaften. Vom Kampfbegriff ist sie im Lauf der Zeit zu einem Daseinsbegriff mutiert: Solidarität als moralische Richtschnur? Das schmeckt in liberalen Gesellschaft natürlich nicht allen. Heute mutet der Begriff der Solidarität einerseits leicht verstaubt an, andererseits hat er eine immense Aktualität, gerade vor dem Hintergrund der großen Krisen. Das wirft die Frage auf, welche Rolle sie tatsächlich spielt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt – und natürlich die, wie eine Zukunft der Solidarität aussehen könnte.
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Wie beurteilen Sie den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft? Wie können wir das Gemeinsame stärken? Welche Bedeutung hat die Solidarität? Wie solidarisch sind Sie?
Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.
Redaktion: Gundi Große
Literaturhinweis:
Heinz Bude: Solidarität: Die Zukunft einer großen Idee. Hanser Verlag, 2019.