Neuer Abschnitt
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"Die Krise des durch massive menschliche Eingriffe beschädigten Lebens auf der Erde ist eng mit einem technokratischen Programm verbunden, dass die Natur zu einer abgespaltenen und beherrschbaren Ressource in der Hand des Menschen degradiert", sagt der Publizist und Philosoph Fabian Scheidler. Obwohl selbst die Naturwissenschaften diese Vorstellung zum Teil längst überwunden hätten, sei diese technokratische Ideologie wirkmächtiger denn je.
Letztlich geht es bei dem Prozess um die Trennung von Natur und Kultur. Scheidler beobachtet, dass wir vielfach von der Natur so sprechen und entsprechend handeln, als sei sie etwas, das unabhängig von uns existiert; eine Umwelt also, die uns umgibt, während wir selbst einer anderen Sphäre angehören, der Zivilisation: "Diese Trennung ist das Ergebnis eines jahrhundertelangen Prozesses, der nicht nur unser Denken und unseren Alltag durchzieht, sondern auch unsere ökonomischen, politischen und wissenschaftlichen Institutionen."

Fabian Scheidler, Journalist
Das Weltbild korrespondiert insbesondere auch mit dem Wirtschaftsmodell, das auf endlosem Wachstum mit unbegrenzter Profitmaximierung beruht, und zwar auf der Grundlage von Ausbeutung. Die Natur wurde zum Objekt, damit einher ging die Entwicklung der mechanistisch-technokratischen Weltsicht, die uns heute an die Grenzen führt. Diese Entwicklung bedeutete auch einen kosmologischen Umbruch, der allerdings keineswegs so eindeutig verlief, wie es oft scheint. Heute ist die Frage, welche Alternativen – auch des Denkens – möglich sind, und zwar unter Einbeziehung der Erkenntnisse der Naturwissenschaften.
Müssen wir das Verhältnis Kultur-Natur neu denken? Inwieweit ist die ökologische Krise möglicherweise auch ein gedankliches Problem? Wie unmittelbar fühlen Sie sich als ein Teil der Natur?
Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.
Redaktion: Gundi Große
Literaturhinweis: Fabian Scheidler: Der Stoff, aus dem wir sind: Warum wir Natur und Gesellschaft neu denken müssen. Piper Verlag, 2021.