Wolfgang Gössling stammt aus Bielefeld, er lebt aber schon seit über 20 Jahren in Boston in den Vereinigten Staaten – zusammen mit seiner Frau, die als Staatsanwältin arbeitet, und vier Kindern. Gössling ist Chefarzt der Gastroenterologie am Massachusetts General Hospital. Er verantwortet einen Studiengang an der Harvard Medical School. Als Wissenschaftler und Arzt forscht er zur Prävention und zur Heilung von Leberkrebs.
Ein kleiner, ungewöhnlicher Pickel unterm Auge war es, der im Jahr 2012 seinen Verdacht erregte. 2013 kam dann die Schock-Diagnose: Der Pickel war nur die Spitze eines Eisbergs, darunter verbarg sich ein Angiosarkom. Also eine sehr seltene Art von Krebs, die kaum erforscht und auch deshalb kaum heilbar ist. Die Überlebenswahrscheinlichkeit wurde in den wenigen Studien, die es gab, mit lediglich vier Prozent angegeben.
Aber: “Sterben war keine Option“, wie Wolfgang Gössling sagt. Er nahm den Kampf an, ein extrem harter Kampf – und er überlebte, gegen alle Wahrscheinlichkeit. Auch die zweite Attacke, denn im Jahr 2020, als Gössling alles hinter sich wähnte, war die andere Gesichtshälfte befallen, ein Rezidiv. Alles ging von vorne los, und wieder hat Wolfgang Gössling überlebt. Auch dank der enormen medizinischen Fortschritte, die sich seit der ersten Diagnose ergeben hatten.
Heute ist Wolfram Gössling also als Patient ein Überlebender – und auch als Arzt ist der Onkologe ein ganz Anderer geworden durch die Erfahrung als Krebspatient. Weil er das, was er vor theoretisch wusste, am eigenen Leib erfahren hat. Gössling plädiert für klare und offene Kommunikation, für ein Arzt-Patienten-Verhältnis auf Augenhöhe – und dafür, dass man niemals aufgeben sollte, möge die Prognose auch noch so pessimistisch sein.
Buchtipp
Dr. Wolfram Gössling (2023): Am Leben bleiben. Ein Onkologe bekämpft seinen Krebs. Hamburg: Rowohlt, 240 Seiten, 20 Euro, ISBN 978-3-499-00605-0.
Redaktion: Valentina Dobrosavljevic und Gundi Große
