Uwe Walter ist ein typisches Kind der freien Theaterszene der Spätzsiebzigerjahre. Mit dem Wanderzirkus "Hundertfleck" tourt er durch Deutschland und spielt bei Bürgerinitiativen und auf Demonstrationen. Dort kommt er zum ersten Mal mit japanischer Musik in Berührung. Er ist sofort fasziniert und reist nach Japan, um die Wurzeln und die Tradition dieser Musik zu erforschen.
Je länger er sich mit dem Spiel der einfachen Bambus-Flöte Shakuhachi und dem Nō-Theater befasst, desto klarer wir ihm, dass diese künstlerischen Ausdrucksformen seinem eigenen Lebensgefühl sehr nahe kommen. Bei seinen Reisen als fahrender Gaukler in Deutschland hatte ihn schon immer gestört, dass vor allem das Ego der Schauspieler auf der Bühne in den Vordergrund gerückt wird.
In dem kleinen japanischen Bergdorf hat sich Uwe Walter ganz den Gepflogenheiten der japanischen Lebensweise auf dem Land angepasst: Eigenversorgung mit Gemüse und Reisanbau, Einfachheit in der Lebensführung und Pflege der althergebrachten Riten und Gebräuche.
Auch in der Kunst ist er auf der Suche nach Zurückgenommenheit, versucht in der Performance eine Art "Nicht-Ich" darzustellen und das Instrument oder das Theaterspiel in den Vordergrund zu stellen. Obwohl Uwe Walter kein Buddhist ist, sind ihm die Themen und Riten dieser Religion sehr nahe. Beim Spiel auf der Bambusflöte interessiert ihn vor allem, warum nicht der Ton seiner Flöte, sondern der Nachhall des Tons so wichtig ist und was dieser Nachhall bei den Zuhörenden auslöst.
Redaktion: Julia Lührs
