Die Langeweile ist ein noch recht unerforschter Gemütszustand, einer, der aber ernsthaft krank machen kann. Die Soziologin Silke Ohlmeier weiß, wovon sie spricht: Bevor sie ihre akademische Laufbahn einschlug, hatte sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei einem Busunternehmen gemacht, die ihr aber nur "das Hirn komplett vernebelnde Langeweile" bescherte. Stupide Tätigkeiten führten dazu, dass sie sich schon nach kurzer Zeit müde, erschöpft und ausgebrannt fühlte.
Forscher:innen sprechen in solchen Fällen analog zum Burnout vom Boreout, einem lähmenden Zustand, der entsteht, wenn Menschen in Langeweile und Unterforderung festhängen.
Nach der Ausbildung studierte Silke Ohlmeier Soziologie und begann darüber zu forschen, was existenzielle Langeweile anrichtet. Wenn Menschen bewusst der Langeweile ausgesetzt werden, sei sie politisch, sagt sie heute. Migranten, zum Beispiel, die voller Hoffnungen nach Deutschland kommen, dann aber erst mal nicht arbeiten dürfen, würden zur Langeweile verdammt. "Sich chronisch zu langweilen, ist nicht nur unangenehm, sondern kann heftige Konsequenzen nach sich ziehen, von Depressionen über aggressives Verhalten bis hin zur Sucht."
Redaktion: Julia Lührs
Buchtipp
Silke Ohlmeier (2023): Langeweile ist politisch! Graz: Leykam Buchverlag. 187 Seiten. 23,50 €. ISBN: 978-3-7011-8270-1.