
Ein Hoch auf die Freundschaft! – Sebastian Schoepp
Echte Freundschaften sind was Wunderbares! Aber sie wollen gepflegt werden und brauchen Zeit – die viele angeblich selten haben. Doch es lohnt sich, Zeiten anders zu verteilen und alte Freundschaften wieder aufzufrischen, meint Autor Sebastian Schoepp.
Familie, Kinder, Karriere – da bleibt kaum Platz für wirkliche Freundschaft. Zumindest glauben das die meisten von uns. Klar, für einen Abstecher ins Netz reicht es immer. Aus der Ferne schauen, was die alten Freunde so treiben. Sich vergleichen und miteinander messen. Das klaut Zeit, vermutlich viel mehr, als wenn wir endlich mal wieder ein ausgiebiges Telefonat mit guten Freunden führen würden oder uns zu einem echten Treffen verabreden.
Zusammen Wandern oder Spazieren gehen, ist eine wunderbare Idee, weil die Gedanken wie von selbst fließen und wir uns nebenbei noch Gutes tun. Beim Laufen kommen wir runter, atmen befreit durch und verbringen dabei Zeit mit einem guten Freund oder einer guten Freundin. Das ist keine verschwendete Lebenszeit. Freundschaft ist wichtig. Sie ist ein Korrektiv unseres narzisstischen Selbst, sie ist zuweilen subversiv, befreiend, amüsant, inspirierend. Freundschaft ist das Tüpfelchen auf dem I, das die Seele genauso streichelt und tröstet wie schöne Musik, eine anregende Ausstellung, gutes Essen, Theater oder Kino. Freundschaft ist ein Geschenk, das auf Geben und Nehmen beruht.
Im Optimalfall fühlt sich Freundschaft leicht und beschwingt an. Wie kommt es also, dass immer mehr Menschen Freundschaft als Last und Anstrengung empfinden, obwohl sie zeitgleich Freunde als wichtig und wertvoll betonen? Der Journalist und Autor Sebastian Schoepp sieht das als Zeichen einer Krise der Freundschaft und fordert in seinem Buch "Rettet die Freundschaft" zum Umdenken auf. Er selbst hat im Rahmen seiner Recherchen alte Freunde wieder ausgegraben und festgestellt, dass bei vielen die Chemie, die sie irgendwann einmal zusammen geführt hat, immer noch stimmt.
Schoepp ist viel in Südeuropa und in Lateinamerika herumgekommen. Freundschaften lassen sich dort leichter schließen. Sie sind oft herzlicher und wärmer als hierzulande. Aber man darf die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Insbesondere im Süden schwebt die biologische Familie nach wie vor über allem. Und wie sieht es mit der aus Freunden bestehenden Wahlfamilie aus?
Redaktion: Julia Lührs