Kreislaufzusammenbrüche, Herzinfarkte, Schlaganfälle – wenn Notärzt:innen zu Einsätzen gerufen werden, dann müssen sie vor allem auf internistische Notfälle vorbereitet sein. Wenn Renate Bohnen zu Einsätzen fährt, dann muss sie mit ganz anderen Dingen rechnen: Stichwunden. Schnittwunden. Schusswunden. Und anders als andere Notärzt:innen trägt sie dabei Dienstwaffe, Helm und Schutzweste. Zur Eigensicherung.
Seit zwei Jahrzehnten leitet die Obermedizinalrätin die Abteilung Operative Einsatzmedizin bei der GSG 9 der Bundespolizei, eine der wenigen Frauen bei der Spezialeinheit. In dieser Zeit hat sie eine Menge erlebt. So hat sie 2018 einen Geiselnehmer erstversorgt, der am Kölner Hauptbahnhof beim Zugriff kampfunfähig geschossen worden war: Der Mann hat überlebt. Glück gehabt? "Gut gearbeitet, würde ich mal sagen", beschreibt es Renate Bohnen.
Dem entsprechend sehen Ausbildung und Einsatzvorbereitung von Ärzt:innen und Sanitäter:innen ihrer Abteilung anders aus als üblich bei zivilen Rettungsdiensten. Auch die "Patienten" und "Patientinnen" sind natürlich anders: Bohnen muss sich um die Einsatzbeamt:innen kümmern, aber selbstverständlich auch um verletzte Geiseln, Unbeteiligte – und Täter:innen. Dabei geht es nicht nach "Gut und Böse", sondern strikt nach medizinischer Notwendigkeit: "Wenn der Geiselnehmer eine lebensgefährliche Verletzung hat und der Beamte 'nur' das Bein gebrochen, dann muss die Fraktur halt mal eine halbe Stunde warten."
Redaktion: Chris Hulin