"Wir brauchen einen Perspektivwechsel", fordert Mischa Gabowitsch mit Blick auf die osteuropäischen Länder und Gebiete, die vor dem Ende des Kalten Krieges zur Sowjetunion gehörten. Viel zu oft werde der osteuropäische Raum im Prinzip mit Russland mehr oder minder gleichgesetzt. Auch in Osteuropa selbst sei das Bild der Region viel zu ungenau und undifferenziert. Der Historiker und Soziologe Mischa Gabiwitsch ist nach Stationen u.a. in Paris und Princeton seit 2010 als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Einstein Forum in Potsdam beschäftigt. Mischa Gabowitsch erforscht zum Beispiel die Geschichte von Kriegsdenkmälern und Praktiken des Kriegsgedenkens – insbesondere rund um den "Tag des Sieges" am 9. Mai. Auch hier finden sich, sagt er, erstaunliche Unterschiede, wenn man genauer hinschaut.
Den Krieg in der Ukraine betrachtet Gabowitsch, der als Kind mit den Eltern aus der UdSSR nach Deutschland migrierte, als Katastrophe. "Das ist ganz klar eine Zeitenwende – aber eigentlich trifft es das gar nicht, es bräuchte noch einen viel stärkeren Begriff." In Bezug auf Waffenlieferungen hat er eine klare Haltung: "Je mehr und je früher – desto besser. Denn es geht auch darum, weitere Gräueltaten zu verhindern."
Redaktion: Jessica Eisermann