100 Jahre Hyperinflation – Carl-Ludwig Holtfrerich
In diesem Jahr jährt sich die Hyperinflation des Jahres 1923 in Deutschland zum 100. Mal. Wirtschaftshistoriker Carl-Ludwig Holtfrerich erklärt im Gespräch mit Ralph Erdenberger, was die Inflation der 1920er Jahre von der aktuellen Inflation unterscheidet.
Die Inflation während der Jahre 1914 bis 1923 ist eine der gravierendsten Inflationen, die sich je in einer Industrienation ereignet haben. Sie setzte schleichend ein und erreichte schließlich 1923 ihren Höhepunkt. Die Zahlen von damals erscheinen aberwitzig: Wer einen Dollar in Mark tauschen wollte, musste dazu mitunter einen Milliardenbetrag in Mark aufwenden.
Über die Inflation zu Beginn der 1920er Jahre halten sich viele Gerüchte und Irrtümer. Dass vornehmlich das Jahr 1923 mit der Hyperinflation in Verbindung gebracht wird, ist nach Einschätzung des Wirtschaftshistorikers Carl-Ludwig Holtfrerich der Propaganda der damaligen Reichsregierung zuzuschreiben: Indem sie die Ruhrbesetzung durch Frankreich und Belgien für den Teuerungsschub verantwortlich machte, versuchte die Reichsregierung, von eigenen Versäumnissen in der Geldpolitik abzulenken.
Oftmals wird die Inflation mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 verwechselt, die sich an den Börsencrash anschloss. Auch wird oft angenommen, dass vor allem die Arbeiter die Leidtragenden waren. Tatsächlich aber vernichtete diese Inflation vor allem große Barvermögen und Anleihen.
Carl-Ludwig Holtfrerich forscht seit Jahrzehnten zur Inflation von 1914 bis 1923. Er erklärt unter anderem, was die Inflation 1920er Jahre von der aktuellen Inflation unterscheidet, die die höchste seit den 1970er Jahren ist.
Redaktion: Heiko Hillebrand und Julian Troost