
Linke Identitätspolitik – Jan Feddersen
Cancel Culture, kulturelle Aneignung, Gendersternchen, verbotene Worte, Hautfarbe oder die Aufforderung "Check your privileges" – Stichworte, die das vergangene Jahr prägten und für hitzige Diskussionen sorgten. Jan Feddersen über Wahrheiten von damals und heute.
Im Frühjahr 2022 scheint die Aufregung um kulturelle Reizworte weit in den Hintergrund gerückt zu sein. Obwohl Rassismus und sexuelle Diskriminierung keineswegs verschwunden sind. Es ist nicht weniger dringlich, über Benachteiligung und Teilhabe zu streiten. Doch unter dem Eindruck des Vernichtungskriegs, den Russland gegen die Ukraine führt, haben sich die Perspektiven offenbar drastisch verschoben.
Und nun? War der Streit um Mikroaggressionen und den Glottisschlag angesichts des Tötens in der Ukraine nur ein Hobby für gut situierte Mittelstandsmilieus? Oder ist es aktueller denn je, Kolonialismus als Verbrechen zu brandmarken? Was ist Identität? Ein intellektuelles Distinktionsmerkmal? Oder Teil eines Menschenrechts auf Selbstbestimmung?

Jan Feddersen, Journalist
Jan Feddersen ist Journalist bei der Berliner Tageszeitung TAZ. Im Buch "Kampf der Identitäten" hat er die jahrzehntelangen Diskussionen um Identitätspolitik in den USA und in Deutschland sorgfältig nachgezeichnet. Zusammen mit Co-Autor Philipp Gessler spürt er den Widersprüchen nach, kritisiert Denkverbote und analysiert Argumente, die ins Leere laufen.
Wie haben sich seine Perspektiven, wie hat sich seine Wahrnehmung des Themas in den vergangenen Monaten verändert?
Redaktion: Valentina Dobrosavljević und Heiko Hillebrand
Buchtipp
Jan Feddersen und Philipp Gessler (2021): Kampf der Identitäten. Für eine Rückbesinnung auf linke Ideale. Berlin: Ch. Links Verlag. 256 Seiten. ISBN 978-3-96289-124-4. 18 €.