
War die Treuhand so schlecht wie ihr Ruf?
Stand: 22.06.2023, 19:23 Uhr
Zur kollektiven Erinnerung an die Wiedervereinigung gehören auch Bilder vom Niedergang; streikende Arbeiter und abgerissene Industriebtriebe. Und mittendrin ein Name wie ein Fluch: die Treuhand. Dierk Hoffmann vom Leibniz Institut spricht darüber, wie "schlimm" die Treuhand wirklich war.
Die Treuhandanstalt, die ab 1990 das Staatsvermögen der DDR in Form der staatseigenen Betriebe in die Marktwirtschaft überführen sollte, ist mit vielen Unregelmäßigkeiten und Skandalen in Verbindung gebracht worden ist.
Als Betriebsschließer ist die Treuhand im Osten in den nur wenigen Jahren ihrer Tätigkeit bezeichnet worden. Von 8.500 Betrieben blieben zwei Drittel übrig, allerdings verloren mehr als zwei Drittel der Beschäftigten ihre Arbeit. So kann es kaum verwundern, dass die Treuhand im Osten mit Massenarbeitslosigkeit und der Verödung von Wirtschaftsstandorten in Verbindung gebracht wird.
Die Frage ist bloß: Trifft dieses Bild tatsächlich zu? Ist die Treuhand gescheitert? Oder fällt die Bilanz eher gemischt aus? Seit 2017 forscht ein Team von zehn Historikern am Institut für Zeitgeschichte zur Geschichte der Treuhand. Unter Leitung von Professor Dierk Hoffmann ist eine Publikationsreihe entstanden. Die Forscher kommen zu einem differenzierten Ergebnis – und entdeckten bei der Abwicklung von Industriezweigen Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West.
Redaktion: Julian Troost