Neuer Abschnitt
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Ulrike Siegel wuchs auf einem Bauernhof in Baden-Württemberg auf und arbeitete nach der Schule auf dem elterlichen Hof. Sie studierte Agrarwissenschaften, arbeitete im Ausland – und begann zu schreiben.
Ihre Berichte von 19 Frauen und Männern erzählen von der Kindheit in den 50er- und 60er-Jahren auf dem Land. Wie in einem Puzzle setzt sich das verschwundene Leben in den Dörfern zusammen.
Die Geschichten nehmen Abschied von einer Dorfkultur, die bis dahin über Jahrhunderte überlebt hatte und in nur wenigen Jahren verschwunden ist. Den Dorfschmied, den Hausschlachter, die Schneiderin oder den Sargträger gibt es fast nirgends mehr. Genauso wenig wie die gemeinsamen Schlachtfeste, Feuerwehr-Chöre, Waschtage oder Ernten.
Heute führt die Schwester von Ulrike Siegel den elterlichen Hof. Die Modernisierung der Landwirtschaft hat die Familie miterlebt. Vorgaben aus der EU verändern Tierhaltung und Feldarbeit, der Zusammenhalt im Dorf schwindet. Gemeinschaftsgefühl, Rollenbildern und Lebensentwürfe haben sich sehr verändert.
Heute sind ertragreiche Bauernhöfe Wirtschaftsunternehmen, der Liegestuhl vor dem Haus täuscht. Wer noch von der Landwirtschaft leben will, muss sehr viel arbeiten. Wie in diesem Dürre-Sommer kommt dazu die Abhängigkeit von Wetter oder sogar politischen Entscheidungen.
Trotzdem gibt es Trauer um das schöne, harte Leben. Denn auf einem Bauernhof hängt alles zusammen: Liebe, Familie, Freunde, Arbeit, Leben. Für manche Probleme macht das blind.
Redaktion: Barbara Geschwinde
Buchtipp
Ulrike Siegel (Hrsg.) (2022): Was die Dörfer einst zusammenhielt: Gesichter und Geschichten aus einer vergangenen Zeit. Erinnerungen an das Dorfleben der 50er und 60er Jahre: Zeitzeugen erzählen vom Leben auf dem Land. Landwirtschaftsverlag Münster, 224 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3784357089.