Andy Engel kommt 1972 in einem kleinen Kaff in Bayern zur Welt. Der Vater ist Schmied, er selbst macht zwar eine Lehre als Gas- und Wasserinstallateur, aber sein Herz schlägt für die Musik. Er trommelt in der Cover-Band "Paradize", bis er 1994 das Tätowieren entdeckt. Freihand zeichnen ist nicht seins. Aber Kopieren, das kann er und genau darauf spezialisiert er sich. "Im Gegensatz zu meinen Kollegen habe ich sehr kräftig schattiert, was nach dem Tätowieren erst mal sehr dunkel, sehr braun, sehr matschig aussieht. Aber durch diese Technik konnte ich die Bilder so stabil tätowieren, dass die nach dem Abheilen richtig klasse ausgeschaut haben." Damit revolutioniert er die Porträt- und Realistik-Tattoo-Szene.
2008 kommt er dann über eine Kundin zufällig zur Brustwarzenrekonstruktion. "Die hatte das Problem der Abnahme einer Brust nach Brustkrebs und nach erfolgtem Wiederaufbau war alles okay, aber die Brustwarze war halt nicht mehr da. Und dann hat sie gefragt, ob ich ihr eine Brustwarze tätowieren kann?“ Klar, kann er und macht es nach einigem Zögern auch. Wie kniffelig das wirklich ist, ist ihm da noch gar nicht bewusst. Der Perfektionist in ihm wird geweckt. Er kniet sich rein, entwickelt spezielle Farbsets, experimentiert erfolgreich mit unterschiedlichen Nadeln und Maschinen, arbeitet mit Ärzten zusammen. Eine Brustwarzenrekonstruktion ist immer wieder anders, immer wieder neu, nie Routine. Hinter jeder Brustkrebserkrankung steckt eine eigene Geschichte, verbergen sich eigene Verletzungen und Narben, die Andy Engel mit seiner brillanten Tattoo-Kunst einfühlsam und sensibel heilt.
Redaktion: Jonas Klüter und Barbara Geschwinde
