Meike Rensch-Bergner trägt Übergroße und hat früh gemerkt, wie stark der Blick anderer auf sie von Normen geprägt war und ist. Für sie als Modefan war das besonders ärgerlich, denn die Kleidung, die sie gerne getragen hätte, gab es nicht von der Stange. Also begann sie, Schnittmuster zu verändern und ihre Kleidung selbst zu schneidern. Das ist jetzt 20 Jahre her. "Ich sah in den Spiegel, und zum ersten Mal fühlte ich mich nicht fett", beschreibt sie den Moment, als sie ein in der Hüfte zusammengefasstes Petticoatkleid trug und damit endlich ein Kleidungsstück, das passte.
Was sie fühlte, war nach ihren Worten pure Selbstermächtigung. Damals war das Selbermachen (DIY) in Deutschland noch nicht so "hip" wie heute. Und wer einen so großen Mitteilungsdrang wie Meike hatte und nicht und Lust auf Medien, schrieb ein Blog. Also startete sie "crafteln".
Zu ihrer eigenen Überraschung stellte die junge Frau fest, dass sie mit dem, was sie sich da aus dem Herzen schrieb, offensichtlich einen Nerv getroffen hatte, denn von nun an wollten andere Frauen, die der körperlichen Norm nicht entsprachen, wissen, wo sie die Kleidung kaufen könnten, die Rensch-Bergner hier beschrieb.
Bei "crafteln" treffen Nähnerds auf jene, die sich aufgrund ihrer Körperfülle bisher ausgeschlossen fühlen mussten. Und so wurde Meike Rensch-Bergner Schnittmusterverlegerin. Das Wort Handarbeiten dürfte sie nicht sehr mögen, gehört sie doch zu denen, die dem staubigen Begriff ein neues, modernes Leben einhauchen wollen.
Redaktion: Jonas Klüter