Ein ganzes Land erwacht aus einer tiefen Trauer. Das Erdbeben am 6. Februar 2023 erschüttert die Türkei nun auch politisch. Inmitten dieser Naturkatastrophe ist eine Diskussion über die Wahlen entbrannt. In weniger als drei Monaten sollen ein neues Parlament und der Präsident gewählt werden.
Am 14. Mai sollen in der Türkei die vorgezogenen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattfinden. Entsprechend wird nun genau geschaut, wie der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan als Krisenmanager auftritt, ob seine versprochenen Maßnahmen tatsächlich helfen und ob er zu wenig in die Erdbebenvorsorge investiert hat. Schon einmal, 1999, hat ein großes Erdbeben die Türkei politisch geprägt und damals indirekt Erdoğan und seine AKP-Partei zur Macht verholfen. Wie es diesmal ausgehen könnte, ist schwer zu sagen. Doch für den Staatschef steht viel auf dem Spiel. Wird das schwere Erdbeben in der Türkei Präsident Erdoğan bei den Wahlen eher nützen oder eher schaden?
Unter den Wählern sind auch sechs Millionen Menschen, die zum ersten Mal ihre Stimme abgeben werden, eine Generation, die nie einen anderen Staatschef erlebt hat als Erdoğan. Gerade für viele Jüngere verkörpert er ein Establishment, das sie im Stich gelassen hat. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei circa 20 Prozent. Und die Inflation bei fast 80.
Autorin: Melahat Simsek
Redaktion: Valentina Dobrosavljević